Bürgerkrieg:Berlin will Deutsche in Jemen retten

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Dutzende Bürger sitzen in dem Land fest - nun prüft die Regierung, ob zur Rettung auch die Bundeswehr eingesetzt werden muss.

Von Stefan Braun und Christoph Hickmann, Berlin

Im Bürgerkriegsland Jemen sitzen ungefähr 90 deutsche Staatsbürger und Angehörige fest. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung prüft die Bundesregierung mittlerweile auch eine Evakuierung durch die Bundeswehr, um sie dort herauszuholen. Die Bundeswehr soll aber nur eingesetzt werden, wenn die Ausreise nicht auf zivilem Weg klappt.

Laut Regierungskreisen melden sich seit Beginn der Luftangriffe in Jemen Ende März täglich Deutsche und ihre Familienangehörigen, die sich zuvor nicht bei der bereits im Februar geschlossenen Botschaft registriert hatten. Ihre Zahl lag zwischenzeitlich bei 150. Seither hat das Auswärtige Amt nach SZ-Informationen mehr als 50 dieser Personen aus Jemen herausgeholt oder ihnen bei der Ausreise geholfen. Noch sind etwa 90 Deutsche und Angehörige dort - wobei das nur die Personen sind, die sich gemeldet haben.

Die Internationale Organisation für Migration plant seit mehr als einer Woche tägliche Flüge in sichere Länder der Region. Am Sonntag wurden nach Angaben aus Regierungskreisen erstmals Deutsche auf diese Weise aus Jemen herausgeholt. Probleme gibt es hingegen mit zivilen Charter-Flügen, die eigentlich die von der Bundesregierung bevorzugte Variante wären und auf die der Krisenstab im Auswärtigen Amt zunächst gesetzt hatte. Offenbar ist diese Option bislang an schwierigen Versicherungsfragen gescheitert.

Daher sollen nun bis Ende der Woche auch Optionen geprüft werden, die Betroffenen mit "militärischen Transportmitteln" aus Jemen herauszuholen, wie es in den Regierungskreisen heißt. Noch vollkommen offen ist, wie eine solche Operation aussähe, die auch nur dann zum Tragen käme, wenn die zivilen Alternativen nicht ausreichen. Für den bislang rein theoretischen Fall, dass etwa zum Schutz der Besatzung einer deutschen Militärmaschine sowie der Auszufliegenden bewaffnete Soldaten notwendig wären, bräuchte die Regierung für die Operation ein Mandat des Bundestags.

Laut Regierungskreisen hielt sich Außen-Staatssekretär Markus Ederer am Dienstag in Riad auf, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, um weitere Optionen auszuloten. Als Voraussetzung für einen Einsatz der Bundeswehr gilt die Zustimmung der jemenitischen Regierung. Falls es zu einem solchen Einsatz käme, wäre es laut Regierungskreisen das Ziel, auch die übrigen in Jemen festsitzenden EU-Bürger herauszuholen.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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