Bombenterror in Istanbul:Briten warnen vor weiteren Anschlägen

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Nach der Attentatsserie in der Türkei haben die USA und Großbritannien vor weiteren Angriffen gewarnt. Entsprechende Informationen lägen vor, so das britische Außenministerium. Bei zwei Explosionen in der türkischen Metropole wurden gestern 27 Menschen getötet und 450 verletzt.

Auch das State Department in Washington nannte weitere Anschläge "möglich". Für Deutschland besteht nach den Worten von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) derzeit keine konkrete Anschlagsgefahr. Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus sei "noch nicht gewonnen", betonte Schröder. Es gebe im Moment aber keine Hinweise darauf, dass sich Ähnliches in Deutschland ereignen könnte.

Nur fünf Tage nach dem Doppelanschlag auf zwei Synagogen in Istanbul hatten am Donnerstag zwei Selbstmordanschläge das britische Konsulat und eine britische Bank der Millionenstadt getroffen. Mindestens 27 Menschen wurden getötet, weitere 450 verletzt. Nach Angaben des Gouverneurs von Istanbul, Muammer Güler, kamen bei dem Anschlag auf das britische Generalkonsulat zwölf Türken und vier Briten ums Leben.

Bei dem fast zeitgleichen Anschlag auf die britische Großbank HSBC wurden elf Menschen getötet, darunter einem HSBC-Sprecher zufolge drei Mitarbeiter der Bank.

Straw: "Gräueltat"

Der britische Außenminister Jack Straw machte sich am Donnerstagabend vor Ort ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung. Es handele sich um eine "Gräueltat", sagte Straw. Das britische Außenministerium verschärfte seine Reisewarnung und riet seinen Landsleuten von Reisen nach Istanbul und anderen türkischen Großstädten außer in dringenden Fällen ab.

Die "verbrecherischen Anschläge" in Istanbul zeigen nach den Worten von Bundeskanzler Schröder, dass der "Kampf gegen den internationalen Terrorismus eben nicht gewonnen ist". Der Anti-Terrorkampf müsse "entschieden und konsequent" fortgesetzt werden, sagte Schröder bei einem Kurzbesuch in New York.

Keine Hinweise auf aktuelle Gefahr in Deutschland

Alles deute daraufhin, dass die Attentate in Verbindung mit al-Qaida ständen. Unter Berufung auf das Bundesinnenministerium sagte Schröder, es gebe keine Hinweise darauf, dass die Bundesrepublik "in aktueller Gefahr" sei. Die Behörden seien dennoch "sehr wachsam".

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sprach sich dafür aus, der Türkei eine echte Perspektive auf einen EU-Beitritt zu bieten. Die Terroristen hätten "zielbewusst" die Türkei als laizistisches Land angegriffen, sagte Schily am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Berlin Mitte". "Die Antwort auf das, was in Istanbul geschehen ist, kann nur heißen, dass wir enger mit der Türkei kooperieren." Schily forderte einen "ehrlichen Dialog" der EU mit der Türkei.

Dazu gehöre, dass "wir ernsthaft die Perspektive auf einen EU-Beitritt mit der Türkei verhandeln, so lange das auch dauern mag." Schily wies darauf hin, dass es bei den terroristischen Gruppierungen ein "neues Täterprofil" gebe. Die Täter seien nicht mehr einer sozialen Schicht zuzuordnen und agierten in losen, dezentralen Zellen, deren Ziel "möglichst viele Todesopfer" seien.

"Hier ist der blanke, entsetzliche Terrorismus am Werk, der nicht auf Sympathieerwerb aus ist, sondern Schrecken verbreiten will", sagte der Minister.

Nach den Anschlägen hatte sich ein anonymer Anrufer im Namen von al-Qaida und der Front der Vorkämpfer für den Großen Islamischen Osten (IBDA-C) zu der "gemeinschaftlichen Aktion" bekannt. Auch für den Istanbuler Doppelanschlag am Samstag hatte die IBDA-C die Verantwortung übernommen. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Anschläge aufs Schärfste.

Eine entsprechende Resolution wurde auf Antrag Chiles von den 15 Ratsmitgliedern am Donnerstagabend einstimmig verabschiedet. Der Sicherheitsrat rief die internationale Staatengemeinschaft auf, bei der Suche nach den Tätern, Organisatoren und Unterstützern der Attentate zusammenzuarbeiten.

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