"Blood and Honour":Neonazi-Netzwerk gehackt

Hacker haben sich Zugang zum Internet-Netzwerk der rechtsextremistischen "Blood and Honour" verschafft - und fanden Hinweise, dass die in Deutschland verbotene Gruppierung auch hierzulande noch aktiv ist.

Eines der weltweit größten Neonazi-Netzwerke im Internet ist nach einem Medienbericht zerschlagen worden. Der sogenannten Daten-Antifa gelang es nach eigenen Angaben am Freitag, die Zugangscodes zum "Blood and Honour"-Netzwerk zu knacken und mehr als 30.000 Datensätze zu kopieren, wie die Frankfurter Rundschau am Samstag berichtete.

Dieses Propagandamaterial wurde 2006 bei der rechtsextremistischen Vereinigung "Blood and Honour" sichergestellt. (Foto: Foto: AP)

Unter den Datensätzen waren demnach auch rund 500 aus Deutschland. Seit September 2000 ist "Blood and Honour" (B&H) hierzulande als verfassungsfeindliche Gruppierung verboten.

Günther Hoffmann vom Zentrum Demokratische Kultur sagte der Frankfurter Rundschau, die Tragweite dieses Schlags gegen den militanten Rechtsextremismus sei überhaupt noch nicht absehbar: "Jetzt werden einige Leute im rechtsextremen Umfeld, darunter sicher auch Aktivisten der NPD, sehr nervös werden." NPD-Aktivisten halten dem Bericht nach Kontakte zu B&H geheim, um die Legalität der Partei nicht zu gefährden. Selbst Parteichef Udo Voigt sei aber schon vor ungarischen B&H-Anhängern aufgetreten.

Nach Angaben der Daten-Antifa schafften es linksgerichtete Computer-Hacker "in einer aufwändig vorbereiteten Nacht- und Nebelaktion", den bislang streng abgeschirmten Server des Netzwerks von B&H zu entern, auf den sonst nur Mitglieder mit Passwort Zugang haben. Nach einer vorläufigen Auswertung der 31.948 Datensätze sei klar, dass das Netzwerk nach wie vor auch von deutschen Neonazis genutzt werde.

Katharina König vom Jenaer Aktionsbündnis gegen Rechts sagte dem Blatt, es gebe nun Beweise, dass B&H-Konzerte nach wie vor auch in Deutschland stattfänden und dass deutsche Rechtsextremisten sich an der Organisation solcher Konzerte im Ausland beteiligt hätten. Die Polizei werde sicher "ihre Schlüsse daraus ziehen".

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