Bilanz der Hamburger Polizei zum 1. Mai:"Es hätte fast Tote gegeben"

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Die Gewaltbereitschaft rechter und linker Randalierer bei den Krawallen am 1. Mai in Hamburg war nach ein Einschätzung der Polizei so hoch wie selten zuvor. Der Polizeipräsident musste einräumen von der Qualität der Gewalt überrascht worden zu sein.

Bei den seit Jahren schwersten Krawallen in Hamburg haben nach Polizeiangaben erstmals rechtsextreme Schläger aktiv die Konfrontation gesucht.

Der 1. Mai in Hamburg: Polizisten räumen eine brennende Barrikade. (Foto: Foto: dpa)

Während sich in der Vergangenheit rechte Gruppierungen meist an Anweisungen der Polizei gehalten hätten, habe sich ihr Verhalten am 1. Mai nicht von dem linker Autonomer unterschieden, sagte Hamburgs Polizeipräsident Werner Jantosch.

Viele der NPD-Anhänger seien offensichtlich aus Ostdeutschland nach Hamburg gereist. "Die Aggression auf beiden Seiten war so hoch, dass es Schwerverletzte und Tote gegeben hätte, wenn die Polizei sich nicht dazwischen geschmissen hätte", berichtete er mit Blick auf die Konfrontationen zwischen den rechtsextremen und autonomen Gruppen.

"Die Qualität der Gewalt hat uns überrascht", räumte der Polizeipräsident ein. In kleinen Gruppen zogen die Rechtsextremen und Autonomen nach Polizeiangaben durch den Stadtteil Barmbek. Mehrere Autos wurden in Brand gesteckt und dadurch komplett zerstört. Auch an einem Reifenlager hinter einer Tankstelle wurde ein Feuer gelegt. Zudem seien unzählige Mülltonnen angezündet, Scheiben eingeschmissen und Polizeiautos umgeworfen worden. Mutmaßliche Parteigänger der Gegner seien auf offener Straße verprügelt und eine S-Bahn-Linie mit brennenden Reifen lahm gelegt worden.

Die Straßenschlachten dauerten bis in die frühen Morgenstunden. Insgesamt nahm die Polizei 60 Demonstranten fest, mehr als 200 wurden in Gewahrsam genommen. Die Polizei zählte gut 20 verletzte Beamte und etliche Demonstranten mit Blessuren. Rund 2500 Beamte waren unterstützt von Wasserwerfern im Einsatz. Dabei waren die Protesten von gut 6000 Menschen gegen einen Aufmarsch von 1500 NPD-Anhängern am Donnerstag zunächst friedlich verlaufen. Zu den dann folgenden Gewaltexzessen erklärte Jantosch: "Der Mob hat sich ausgetobt."

Kritik übten Polizei und Hamburger Senat am Oberverwaltungsgericht. Weil das Gericht Auflagen der Polizei gekippt habe, seien sich die Demonstrationszüge der Rechtsextremen und der NPD-Gegner sehr nahe gekommen, sagte Hamburgs Innensenator Udo Nagel. Damit seien Ausschreitungen absehbar gewesen. "Die Gerichtsentscheidung hat es uns nicht leichter gemacht", erklärte Jantosch.

© Reuters/cag/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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