Bevölkerungsentwicklung in Deutschland:Einwohnerzahl sinkt trotz Geburtenzunahme

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In Deutschland leben immer weniger Menschen: Etwa 82,2 Millionen waren es 2007, hunderttausend weniger als im Jahr zuvor. Weder eine steigende Zahl von Geburten noch Zuwanderung konnten den Rückgang ausgleichen.

Das fünfte Jahr in Folge ist die Bevölkerungszahl in Deutschland gesunken. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes verringerte sich die Zahl der Einwohner im vergangenen Jahr um weitere Hunderttausend auf 82,21 Millionen, wie die Behörde am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.

Zwar wurden 2007 mehr Kinder geboren als im Jahr zuvor - doch die Zahl der Sterbefälle liegt immer noch deutlich höher. (Foto: Foto: dpa)

Das ist der niedrigste Stand seit 1999. Gründe für den Rückgang sind laut Bundesamt das seit mehr als drei Jahrzehnten bestehende Geburtendefizit und die niedrige Zuwanderungsrate, die keinen ausreichenden Ausgleich schafft.

"Die Geburtenrate schwankt immer mal", erklärte Jürgen Dorbritz vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. "Aber wir haben nicht mehr die Zuwanderungsgewinne, die wir zum Beispiel noch Anfang der 90er Jahre wegen der Balkankriege hatten."

Seit 2001 gingen die jährlichen Wanderungsgewinne laut Statistischem Bundesamt von fast 273.000 Personen auf rund 23.000 im Jahr 2006 zurück. Im vergangenen Jahr zogen laut Schätzungen der Experten zwar insgesamt 35.000 bis 45.000 Personen mehr vom Ausland nach Deutschland als umgekehrt. Der Zuwanderungsgewinn liege jedoch weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und sei nicht ausreichend, um das Geburtendefizit auszugleichen, erklärte das Bundesamt.

"Chance für verändertes Gebärverhalten"

Auch die Geburtenzahl ist 2007 nach vorläufigen Schätzungen leicht auf 680.000 bis 690.000 gestiegen. Weil die Sterbefälle mit 820.000 bis 830.000 etwa auf dem Niveau des Vorjahres lagen, werde die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen wohl auf weniger als 140.000 sinken, erklärte das Bundesamt.

Im Jahr 2006 hatte das Geburtendefizit noch bei 149.000 gelegen: Auf 673.000 lebend geborene Kinder kamen damals 822.000 Sterbefälle. Für eine Stabilisierung der Bevölkerungszahl reicht der Geburtenzuwachs jedoch nicht aus.

Ob die leicht gestiegene Geburtenzahl bereits eine Folge des neuen Elterngelds ist, lässt sich nach Ansicht des Bevölkerungsforschers Dorbritz noch nicht sagen. "Mittelfristig sehe ich aber die Chance, dass sich die Familiendebatte auch positiv auf das Gebärverhalten auswirkt", erklärte er.

Die Bevölkerungszahl hatte in Deutschland 2002 mit 82,54 Millionen den Höchststand nach der Wiedervereinigung erreicht. Im Jahr 1972 hatte die Zahl der Sterbefälle erstmals die der Geburten übertroffen. Diese Lücke konnte bis 2002 noch mit Zuwanderung geschlossen werden.

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