Beutekunst:Donatello für alle

Politik ist Politik, Skulpturen sind Skulpturen: Ein Berliner und ein Moskauer Museum erforschen das gemeinsame Erbe.

Von Kia Vahland

Die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau sind abgekühlt? Das mag für die Politik gelten, für die Kunst gilt es nicht. Seit Kurzem kooperieren und harmonieren das Moskauer Puschkin-Museum und das Berliner Bode-Museum, sie erforschen das schwierigste gemeinsame Erbe: die Kriegsschäden an der Kunst, welche die Rote Armee in der unmittelbaren Nachkriegszeit nach Russland verschleppte. Seit einem Brand im Mai 1945 in Berlin galten bedeutende Skulpturen aus der italienischen Frührenaissance als verloren, nun stellt sich heraus, was Kunsthistoriker schon lange ahnen: Die Werke lagerten die ganze Zeit im Depot des Puschkin-Museums.

Dass sie nun restauriert und künftig in Moskau zu sehen sein werden, ist ein echter Erfolg. Es zeigt, dass die Museumsleute in beiden Ländern nicht mehr bereit sind, Meisterwerke momentanen politischen Stimmungen zu opfern.

Das gelingt nur, wenn die Deutschen auch dann mit den Russen reden, wenn diese die gestohlenen Stücke behalten. Denn 1998 hatte die Duma ein Gesetz verabschiedet, wonach deutsche Museen ihr Eigentum nicht zurückerhalten sollen. Das ist Unrecht. Ein noch größeres Unrecht wäre es allerdings, große Kunst ungesehen im Depot verrotten zu lassen. Werke von Donatello und Luca della Robbia sind dafür da, gepflegt und ausgestellt zu werden. Sie gehören einer internationalen Öffentlichkeit.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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