Besseres Essen:Das Fleisch ist schwach

Mehr Protest gegen die industrialisierte Landwirtschaft.

Von Michael Bauchmüller

Ein Samstagvormittag taugt für eine Menge feiner Dinge. Man kann ihn, zum Beispiel, auf dem Markt verbringen, um mal wieder direkt beim Bauern vernünftiges Gemüse zu kaufen. Oder sich in die Küche stellen und mit Ruhe und Genuss kochen; unter der Woche bleibt ja kaum Zeit dazu. In Berlin haben sich mehrere Tausend Menschen diesen Samstag anders entschieden. Sie gingen zur Demo - für besseres Essen.

Wie sich die Menschen ernähren, was in Lebensmitteln drin ist und wie die Tiere aufwachsen, ehe sie geschlachtet werden, ist einer stetig wachsenden Zahl von Verbrauchern nicht mehr egal. Ihnen dämmert, dass in der effizient organisierten, globalisierten Agrarproduktion Vielfalt und Geschmack, Tiere und Umwelt kaum mehr eine Rolle spielen. In der Welt des bissfesten Gewächshausgemüses und der in steriler Atmosphäre verpackten Schweineschnitzel ist das ein echter Fortschritt.

Aber ja, das Fleisch ist oft schwach. Wettbewerb drückt Preise, und massenhaft produziert sich das Schnitzel billiger. Selbst ernährungsbewusste Verbraucher bringt das beim Einkauf in Gewissensnöte: gut oder billig? Hier kommt die Politik ins Spiel. Es ist eben nicht egal, ob EU-Subventionen nach Masse gehen oder mehr nach dem, was die Masse mit der Umwelt macht. Ob Fleisch ermäßigte Mehrwertsteuersätze genießt oder nicht. Ob der Gesetzgeber artgerechte Ställe erzwingt oder nur empfiehlt. Eine bessere Landwirtschaft braucht Druck. Nicht nur von der Straße.

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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