Behinderungen im Zugverkehr:Brandanschläge auf die Bahn

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Signalkabel gehen in Flammen auf, Züge fallen aus, andere haben Verspätung: In mehreren Ländern ermittelt nun der Staatsschutz.

Von Markus Balser, Berlin

Wenige Wochen vor dem G-20-Gipfel in Hamburg haben Unbekannte bundesweit ein Dutzend Signalkabel der Bahn in Brand gesetzt. Es gebe zwölf Fälle und zwei weitere Versuche, teilte die Bundespolizei in Potsdam mit. Eingesetzt wurden laut Bundesinnenministerium Spreng- und Brandvorrichtungen. Der Staatsschutz der Landeskriminalämter sei eingeschaltet. Er ist für politisch motivierte Taten zuständig. Menschen kamen bei den Taten nicht zu Schaden. Die Folgen der Brandanschläge waren für viele Bahnreisende den ganzen Montag über zu spüren. Einige Züge fielen aus, viele fuhren mit teils erheblicher Verspätung.

Die Polizei prüft ein Bekennerschreiben, das im Internet aufgetaucht ist

Eines der Zentren lag in Leipzig. Dort wurden nach Angaben der Bundespolizei seit 2.40 Uhr Brandanschläge auf Kabelschächte und elektronische Stellwerke verübt. "In einigen Fällen konnten Brandvorrichtungen unschädlich gemacht werden, bevor sie Schaden anrichteten", sagte ein Sprecher. Mit einem Hubschrauber sei aus der Luft nach weiteren Brandorten gesucht worden. Betroffen waren nach Angaben der Bahn außer Leipzig auch der Verkehr in Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund und Bad Bevensen in Niedersachsen. Vor allem Pendler im Regionalverkehr waren betroffen. Auch die Züge der Ferntrasse Hamburg-Prag konnten erst am Vormittag wieder fahren.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, die Kabelbrände gingen auf unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen zurück. Täter wurden bislang nicht gefasst. In der Vergangenheit hatten Linksextremisten mehrmals Anschläge auf Signalkabel verübt, um den Zugverkehr zu stören. Vor dem G-20-Gipfel hatten sie weitere Aktionen angekündigt. Auf der Internetplattform "linksunten.indymedia.org" tauchte ein mögliches Bekennerschreiben auf. Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte, das Schreiben sei bekannt und werde geprüft. Aus Sicherheitskreisen hieß es, das mutmaßliche Bekennerschreiben passe ins "Raster". Es sei aber unklar, ob es authentisch sei. In der Vergangenheit waren auf der Seite im Zusammenhang mit Bekennerschreiben zu Straftaten auch Fälschungen aufgetaucht.

© SZ vom 20.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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