Becks Autobiographie:Jubel, Pfiffe, Heckenschützen

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Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat eine Autobiographie geschrieben - manche in der Partei wundern sich darüber.

Susanne Höll

Dass Politiker Bücher über ihr Leben und ihre Karriere schreiben, ist nicht ungewöhnlich. Bundespräsidenten, Kanzler, Minister und sonstige Berufene veröffentlichen ihre Erinnerungen zumeist nach dem Ende ihrer politischen Arbeit.

Mit seiner Autobiographie hat Kurt Beck einige Parteifreunde überrascht (Foto: Foto: Pendo-Verlag)

Der SPD-Vorsitzende und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hat sich anders entschieden. Am 30.September erscheint sein Buch mit dem Titel "Ein Sozialdemokrat. Die Autobiographie." Eine klassische Autobiographie freilich ist es nicht. Und mit seinen Kollegen aus der Bundes-SPD hat er offenkundig nicht über das Projekt gesprochen, viele erfuhren aus der Zeitung von der anstehenden Veröffentlichung, ebenso wie einige Mitarbeiter aus der Pressestelle des Willy-Brandt-Hauses.

In Becks engerer Umgebung zeigen sich manche noch immer recht verschlossen über das Buch, das im Münchner Pendo-Verlag erscheint und von diesem seit einigen Tagen auch beworben wird.

Versteht man einige der schmallippigen Äußerungen richtig, gibt es bei manchen Skepsis, ob dieses Buch in dieser Form eine gute Idee war. Andere aus der Partei wiederum wundern sich, warum Beck ausgerechnet in diesem Herbst ein Lebensbuch vorlegt, kurz vor der Entscheidung über die Kanzlerkandidatur, für die bekanntlich nur er selbst und sein Stellvertreter, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, in Frage kommen.

In der SPD jedenfalls ist man aus unterschiedlichen Gründen neugierig auf das 260 Seiten dicke Werk, in dem es um den Politiker, aber auch den Menschen Kurt Beck gehen soll.

Der Verlag stellt ein "bewegendes Buch aus dem Leben eines sympathischen Menschen" in Aussicht, eines Mannes, der "derzeit in der deutschen Politik die wohl schwerste Last zu schultern hat". Beck nehme "den Leser mit auf seinem Weg vom Funkelektroniker zum Bürgermeister und erfolgreichen Ministerpräsidenten bis hinein in die Zentren der Berliner Macht". Man erhalte Auskunft darüber, wie Beck sich über seine eigenen Fehler ärgert und wie es bestellt ist um Jubel, Pfiffe und Heckenschützen in der Politik.

Lesen Sie auf Seite zwei, wer in einer Beck-Biographie eine Marktlücke erkannte.

Als Autobiographie wird der Band angekündigt; geplant war ursprünglich aber etwas anderes. Die Initiative zu dem Buch ging von der Berliner Journalistin Martina Fietz aus. Sie schrieb für die Tageszeitung Die Welt aus Bonn viele Jahre über die Hauptstadtpolitik und ist seit 2004 Parlamentskorrespondentin des Magazins Cicero.

Nach der Wahl Becks zum SPD-Chef sollte sie dort ein Porträt über ihn verfassen und entdeckte, wie sie selbst sagt, dass es bisher keine Biographie über den Mann aus Mainz gibt. Diese Lücke habe sie füllen wollen und Beck im vergangenen Jahr für ein Buchprojekt im Frage-Antwort-Stil gewonnen.

Solche Bücher über Politiker in hohen Ämtern sind üblich, insbesondere dann, wenn ihnen Ambitionen und Aussichten auf noch Höheres nachgesagt werden. Doch der Verlag und einige andere hätten später eingewandt, dass ein so langes Interview nicht sehr leserfreundlich sei, sagt Fietz.

Deshalb sei man auf die Idee einer Autobiographie gekommen. Aus ihren Gesprächen mit Beck, gut zehn Stunden seien es über die Monate hinweg gewesen, sei inzwischen ein durchgängiger Text entstanden, maßgeblich verfasst vom Vorsitzenden selbst. Am Schluss wird sich noch ein einziges Interview mit Beckaktuellen Datums finden, zwischendurch Fotos aus dem Leben des Ministerpräsidenten, darunter eines, das ihn mit dem Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft, Michael Ballack, zeigt.

Mit der Entscheidung über die Kanzlerkandidatur habe die Veröffentlichung des Buches nichts zu tun, sagt Fietz. "Wäre es erst im nächsten Jahr auf den Markt gekommen, wäre es zu nah an der Bundestagswahl gewesen".

Der Erscheinungstermin Ende September erklärt sich mit der Frankfurter Buchmesse im Oktober. Der Verlag hofft, dass man dort das Buch mitsamt Autor Beck vorstellen kann. Bevor das Buch in den Handel geht, soll der Band in Berlin präsentiert werden, wie das bei Politiker-Büchern üblich ist. Als Ort ist laut Verlag die Berliner SPD-Parteizentrale im Gespräch.

© SZ vom 07.08.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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