Beamtenbund:Chef von 1,3 Millionen

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Die Organisation spekuliert über ihren künftigen Vorsitzenden. Ein Kandidat hat sehr gute Chancen: Er heißt Ulrich Silberbach und ist Vorsitzender der Gewerkschaft Komba, der größten Teilgewerkschaft des DBB.

Von Detlef Esslinger, Köln

Wer wird nächster Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes (DBB)? Am Montag und Dienstag lud die Organisation zur Jahrestagung nach Köln, und das Programm gab keine Hinweise darauf, wer die 1,3 Millionen Mitglieder künftig vertreten wird. Kanzlerin Angela Merkel und Innenminister Thomas de Maizière waren gekommen; aber für den DBB trat niemand auf außer dem derzeitigen Vorsitzenden Klaus Dauderstädt, der im November in den Ruhestand geht. Aber wer sich umhört, der erhält doch eine überwiegende Einschätzung. Sie lautet: Entschieden ist zwar noch nichts. Aber einer hat sehr gute Chancen.

Dieser heißt Ulrich Silberbach, ist 55 Jahre alt, CDU-Mitglied und Vorsitzender der Gewerkschaft Komba, die mit 80 000 Mitgliedern die größte der 43 Gewerkschaften ist, die den Beamtenbund bilden. Die Komba vertritt Beamte und Angestellte in den Kommunen und im Landesdienst. Silberbach ist einer von sechs ehrenamtlichen Vize-Chefs des Beamtenbunds. Ihm wird zugetraut, die doch recht unübersichtliche Organisation zusammenzuhalten. Der DBB besteht ja nicht nur aus 43 Gewerkschaften, sondern auch noch aus 16 Landesbünden, mit ausgeprägtem Eigenleben.

In der Öffentlichkeit ist Silberbach bisher weitgehend unbekannt; so wie auch seine Gewerkschaft Komba nur Insidern ein Begriff sein dürfte. Wäre beim DBB Prominenz ein Kriterium, kämen zwei andere Männer infrage: Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), und Rainer Wendt, der die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) leitet. Weselsky hat keinerlei Ambitionen, sein Metier ist das Zugpersonal. Wendt hingegen? Ihm wird seit Längerem der Ehrgeiz nachgesagt. Vor einem halben Jahr veröffentlichte er das Buch "Deutschland in Gefahr", das ihm DBB-intern als Wahlkampfmanöver ausgelegt wurde. Der BGH-Richter Thomas Fischer hat es soeben in der Zeit verrissen, zum Vergnügen fast aller Beamtenbund-Repräsentanten, mit denen man darüber ins Gespräch kommt. Das Buch ist ihnen ein typischer Wendt: viel Effekt, wenig Analyse. In einem lag Fischer vermutlich falsch: in der beiläufig geäußerten Feststellung, Wendt werde der neue Beamtenbund-Chef. In der Stuttgarter Zeitung bestritt er in der vergangenen Woche die Absicht: "Ich werde nicht kandidieren."

Als präsidiabel gilt neben Silberbach noch Kirsten Lühmann, ebenfalls eine der Vize-DBB-Chefs. Sie ist jedoch im Hauptberuf SPD-Bundestagsabgeordnete und will das auch bleiben. Doch ob sie MdB bleibt, weiß sie erst im September. Sollte sie scheitern, könnte sie dann zwar noch einen Wettbewerb um den DBB-Vorsitz eröffnen. Sie hätte den Vorteil, als Polizistin eine Beamtin zu sein - die Organisation heißt ja Beamtenbund, hatte zuletzt in Dauderstädt aber keinen Beamten an der Spitze und hätte es auch in Person von Silberbach nicht. Doch Lühmann würde mit einer Kandidatur erst im September klarmachen, dass der DBB nur ihr Plan B ist. Außerdem, sagt einer, der sich bestens auskennt im DBB: "Sie ist SPD und Frau." In der von älteren, von konservativen Männern geprägten Organisation gilt das tatsächlich noch als Handicap.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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