Bauprojekt in Algerien:Deutsche planen Riesenmoschee

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Ein deutsches Architekturbüro wird in Algier die drittgrößte Moschee der Welt bauen. Kanzlerin Merkel macht den Vertrag heute bei ihrem Besuch in Algerien perfekt.

Architekt Jürgen Engel steht vor einem Modell seines neuesten Entwurfs. "214 Meter hoch ist das Minarett", sagt er nicht ohne Stolz. Oben sind hinter viel Glas ein Halbmond und ein Stern weithin vom Mittelmeer aus sichtbar. Wenn es 2012 fertig wird, ist es das höchste der Welt.

Ein Entwurf der Moschee des Architektenbüros Engel und Zimmermann in Algier (Foto: Foto: dpa)

"Ich habe mich vor dem Entwurf stark mit dem islamischen Zeremoniell auseinandergesetzt", sagt der Architekt über seine Vorbereitung auf das Projekt.

Ein deutsches Konsortium hat den Zuschlag für die Generalplanung bekommen, gegen heftige französische und englische Konkurrenz. Die Beziehungen zu der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich sind nach wie vor von widerstreitenden Gefühlen geprägt. Einerseits verbindet beide Staaten viel Kulturelles, auch über die Sprache hinaus, andererseits strebt Algerien, das flächenmäßig zweitgrößte Land Afrikas, nach außenpolitischer Anerkennung als selbstständige, einflussreiche Mittelmacht in der Region.

Bei dem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel mit Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika am heutigen Donnerstag wird der Vertrag perfekt gemacht. Ein großer Schritt auf dem Weg zu dem von Merkel am Vorabend formulierten Ziel, "die Köpfe, Herzen und Genehmigungen zu erreichen", um die deutsch-algerischen Wirtschaftsbeziehungen zu vertiefen. Sie spielte damit auf die offenbar noch sehr verharzte Bürokratie des westafrikanischen Landes an, die es den Investoren nicht immer leicht zu machen scheint.

Hagia Sophia passt in die Halle

Kanadische Firmen werden den Riesenbau dann möglicherweise unter der deutschen Generalplanung errichten, wie Engel sagt. "Es ist die erste und möglicherweise auch die letzte Moschee meines Lebens." In die Halle passt die Hagia Sophia mit Leichtigkeit; der Petersdom ist so groß wie ein Drittel des Moscheegebäudes. Insgesamt wird die Moschee 40.000 Gläubigern Platz bieten.

Das ganze Umfeld wird wahrscheinlich in der Regel von 200.000 Menschen frequentiert. Zu dem Umfeld gehören eine Koranschule, ein Kongress- und ein Einkaufszentrum, eine U-Bahn-Station - und eine alte christliche Kapelle, deren Fortbestand von Engels Büro zwar eingeplant, aber noch nicht sicher ist.

Nimmt man alles zusammen, beläuft sich das Projekt auf drei Milliarden US-Dollar - umgerechnet 1,9 Milliarden Euro. Vielleicht kann die neue Moschee von Algier zum Zusammenwachsen der Gegensätze beitragen, die das Land noch prägen: Mehr als 50 Prozent der Jugendlichen sind unter 25 Jahre alt, von ihnen wiederum hat die Hälfte keine Arbeit. Sie sollen nicht in die Einflusssphäre des islamistischen Terrors fallen.

Außerhalb der Hauptstadt ist die Gewalt noch stets präsent: Akkreditierte Diplomaten, die sich aus der Stadt hinauswagen, erhalten stets Polizeieskorten, selbst wenn sie sich nur am Strand sonnen wollen. Es gibt eindeutige "No-Go-Areas", wo Entführungsgefahr droht.

Für Tausende von Arbeitsplätzen könnten die Investitionen sorgen, die Deutschland über die Moschee hinaus in Algerien unterbringen will: Eine große Düngemittelfabrik, wichtig für die weltweit immer stärkere Nachfrage nach Lebensmitteln. Sie garantiert laut Thyssen-Chef Ekkehard Schulz 4.500 Arbeitsplätze in der Bauzeit und 700 hochqualifizierte Stellen, wenn sie 2011 in Betrieb ist.

"Tausende" Stellen gibt es darüber hinaus auf den Fregatten, die Thyssen als Paket mit den Ausbildungsangeboten für die Matrosen liefern will. "Wir alle sind bereit für entschiedenes Engagement", sagte der Industriemanager. Algerien hat Devisenreserven von 110 Milliarden Euro.

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