Bahnkonflikt:Bis zur Erschöpfung

Zehn Monate währt der Konflikt bei der Bahn bereits. Mit Argumenten wird er nicht mehr zu lösen sein.

Von Detlef Esslinger

Wie immer der Bahnkonflikt weitergehen wird, vorhersagen kann man, wie er nicht gelöst werden wird: mit Hilfe von Argumenten. Nach elf Monaten und vor dem neunten Streik ist ausgeschlossen, dass in irgendeiner Ecke irgendeines Verhandlungsraums ein Argument herumliegt, das noch nicht zum Einsatz gekommen und rauf und runter verwendet worden wäre.

Entweder wird den Lokführern ihr Streik allmählich selber zu blöd und zu teuer - wer will schon dauernd auf Streikgeld als Einkommensquelle zurückgeworfen sein, nur weil die Gewerkschafter sich verrannt haben? Oder dieser Streik geht dermaßen ans Image der anderen Gewerkschaften, die wie die GDL im Beamtenbund organisiert sind, dass diese der GDL ihre finanzielle Unterstützung entziehen. Oder die Bahn wagt noch einmal den Gang vor die Arbeitsgerichte; in der Hoffnung, dass Richter in den Streiks nun jene Unverhältnismäßigkeit erkennen, die sie vor einem halben Jahr nicht sahen. Oder der Bundesverkehrsminister Dobrindt entwickelt noch den Tatendrang seines Vorvorgängers Tiefensee, der vor acht Jahren die Kontrahenten von Bahn und GDL so lange mit Rotwein bearbeitete, bis sie unterschrieben. Wo keine Argumente mehr sind, hilft vielleicht Erschöpfung.

Oder die Menschheit löst zunächst die einfachen Probleme: Nahost, Klimawandel, Länderfinanzausgleich. Danach wäre hoffentlich noch etwas Zeit für die Bahn.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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