Auszeichnung in Aachen:Jean-Claude Juncker erhält Karlspreis

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Als Vordenker der europäischen Einigung ist Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden. Europa könne stolz sein auf die Leistungen Europas, sagte der Preisträger in seiner Dankesrede.

Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker ist als Motor und Vordenker der europäischen Einigung in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden. Der 51-jährige Politiker rief am Donnerstag in seiner Dankesrede zum Stolz auf die Leistungen Europas auf.

Preisträger Juncker, im Hintergrund Laudator Helmut Kohl (Foto: Foto: dpa)

"Wir sind nicht genug stolz auf das, was in Europa erreicht worden ist", sagte er im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Altbundeskanzler Helmut Kohl würdigte den 51-Jährigen in seiner Laudatio als Optimisten, der nie an dem Erfolg Europas gezweifelt habe.

Juncker sagte in seiner Rede vor rund 800 geladenen Gästen, die "Spitzeneuropäer" sollten aufhören, Europa schlecht zu reden. Ansonsten könne man nicht erwarten, dass die Menschen bei Volksbefragungen Europa plötzlich "zur Herzdame" erklärten. Als Beispiele für die Erfolge der europäischen Einigung nannte er die Sicherung des Friedens, die Gemeinschaftswährung Euro und die Osterweiterung der EU. Zur europäischen Demokratie gehörten aber auch Meinungsverschiedenheiten.

Nach der Ablehnung der europäischen Verfassung in den Niederlanden und Frankreich sei das Vertragswerk nicht tot. "Wir brauchen eine europäische Verfassung", forderte der dienstälteste europäische Regierungschef. Und das sei noch Aufgabe der Generation, deren Väter im Krieg waren. Die deutsche Wiedervereinigung wäre ohne Europa nicht möglich gewesen, sagte Juncker und würdigte in dem Zusammenhang die Leistung von Altbundeskanzler Kohl. "Die deutsche Einheit ist kein Zufallsprodukt. Sie ist das Ergebnis europäischer Politik."

Juncker ist der dritte Luxemburger, der ausgezeichnet wurde

In einer sehr persönlichen Laudatio würdigte Kohl den luxemburgischen Premierminister als Mann, der immer für Europa stand. "Du hast mit Tatkraft und Engagement geholfen, dass das Haus Europa größer wird", sagte Kohl. Bei aller Leidenschaft sei er immer gesprächsfähig geblieben. Das habe ihn zu einem geschätzten Verhandlungsführer und zu einer allseits geachteten Führungspersönlichkeit gemacht.

Juncker ist der dritte Luxemburger, der den Preis entgegennahm. Er erhielt den Preis "in Würdigung seines vorbildlichen Wirkens für ein soziales und geeintes Europa", wie es in dem Text der Urkunde heißt. Streng genommen wurde er zum zweiten Mal ausgezeichnet, nachdem 1986 das ganze luxemburgische Volk geehrt worden war. Bereits 1960 hatte der Präsident der luxemburgischen Abgeordnetenkammer, Josef Bech, den Preis erhalten.

Am Festakt nahmen der Präsident des Deutschen Bundestags, Norbert Lammert (CDU), Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder teil. Acht Preisträger der Vorjahre waren gekommen, unter anderem der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, und der Großherzog Henri von Luxemburg.

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