Auseinandersetzungen am Tempelberg:Israelische Polizei nimmt Großmufti von Jerusalem fest

Israels Sicherheitskräfte haben den höchsten muslimischen Vertreter der Palästinenser festgenommen. Der Großmufti von Jerusalem soll in Ausschreitungen auf dem Tempelberg verwickelt gewesen sein.

Die israelische Polizei hat den Großmufti von Jerusalem festgenommen. Ein Polizeisprecher teilte am Mittwoch mit, Scheich Mohammed Hussein sei am Morgen in seinem Haus in Ostjerusalem festgenommen worden und werde gegenwärtig von der Polizei befragt.

Die Sicherheitskräfte werfen dem höchsten muslimischen Glaubensvertreter der Palästinenser vor, an Ausschreitungen auf dem Tempelberg in Jerusalems Altstadt beteiligt gewesen zu sein. Mehrere Palästinenser hätten am Dienstag eine Gruppe jüdischer Besucher auf dem Tempelberg mit Stühlen beworfen.

Der Tempelberg ist ein sowohl in religiöser als auch politischer Hinsicht äußerst sensibler Ort. Um die Nutzung des Orts gibt es immer wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen beiden Religionsgruppen. Muslime verehren den Hügel in der Altstadt von Jerusalem als Haram-el-Scharif (Edles Heiligtum). Auf ihm stehen der islamische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee.

Für Juden ist der Tempelberg eine heilige Stätte, weil dort bis zur ihrer Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 nach Christus die zentralen Tempelanlagen der Juden standen. Muslime empfinden Besuche von Israelis auf dem Tempelberg als Provokation. Sie befürchten, Israel wolle mehr Kontrolle über die heilige Stätte erhalten.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die Festnahme als "schweren Verstoß gegen das Recht auf freie Ausübung der Religion". Er forderte die sofortige Freilassung des Mufti, der für die religiösen Stätten der Muslime und den Tempelberg zuständig ist.

Die Festnahme des Großmuftis ereignete sich am Jerusalem-Tag, mit dem Israel am Mittwoch mit großen Aufmärschen und Musikfestivals die "Wiedervereinigung" der Stadt durch die Eroberung im Sechstagekrieg des Jahres 1967 feierte. Die nachfolgende Besetzung des Ostteils der Stadt wurde völkerrechtlich nie anerkannt.

© dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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