Aufnahme von Ex-Häftlingen:Eine Brücke nach Guantanamo

Es ist die Pflicht Deutschlands, ehemaligen Gefangenen aus Guantanamo eine Heimat zu geben - aus mehreren Gründen.

Susanne Höll

Ja, es waren die USA, die den Irak-Krieg führten. Ja, es waren die USA, die das verabscheuungswürdige Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba geschaffen und dort auch Unschuldige unter Terror-Verdacht eingekerkert haben.

Die Bundesregierung verlangte jahrelang, Guantanamo zu schließen. Jetzt ist es an der Zeit, die Konsequenzen zu tragen. (Foto: Foto: dpa)

Und ja, es ist die Pflicht Deutschlands und anderer europäischer Staaten, diesen Menschen eine Heimat in Deutschland zu gewähren, wenn die Vereinigten Staaten Guantanamo endlich schließen.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Der erste und wichtigste ist die Würde jener Menschen, die sich nichts zuschulden kommen ließen und nach einer Schließung nicht wissen, wohin.

Dass sie nicht in dem Land bleiben wollen, dem Land, das sie eingesperrt hat, kann und darf ihnen niemand verübeln. Die Bundesregierung hat jahrelang verlangt, das Camp aufzulösen. Wenn sie das mit der Aufnahme von Heimat- und Staatenlosen beschleunigen kann, sollte sie es tun.

Und sie sollte zugleich den skeptischen Bürgern im Land erklären, dass man sich auf keinen Massenansturm böswilliger Gotteskrieger gefasst machen muss. Die Sicherheitsbehörden werden darauf achten, dass keine Terroristen ins Land gelangen. Außerdem hat gerade die Bundesregierung nach ihrem unrühmlichen Umgang mit dem einstigen Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz Anlass zu Menschlichkeit.

Und es gibt einen dritten, einen diplomatischen Grund für eine Aufnahme. Er hilft dem neuen US-Präsidenten Barack Obama beim Bruch mit den unseligen Praktiken der Regierung von George W. Bush. Der Irak-Krieg und seine Folgen haben die amerikanisch-europäischen Beziehungen mehr als strapaziert. Eine Geste Europas schafft neues Vertrauen im transatlantischen Verhältnis.

© SZ vom 23.12.2008/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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