Atommüll:Castor-Transport in Rekordzeit in Gorleben angekommen

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Nach rekordverdächtigen 58 Stunden und ohne größere Störungen hat der siebte Castor-Transport unter massivem Polizeischutz das Atom-Zwischenlager Gorleben erreicht.

Trotz einiger Blockadeversuche konnten bis zu 2500 Atomkraftgegner den Konvoi von zwölf Speziallastwagen auch auf seiner Schlussetappe am frühen Mittwochmorgen nicht mehr aufhalten. Die Polizei zog eine positive Bilanz ihres fünftägigen Großeinsatzes mit bis zu 12.500 Beamten allein in Niedersachsen. Die Demonstranten warfen der Polizei dagegen ein "unangemessen hartes Vorgehen" vor.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) zeigten sich erleichtert über den weitgehend friedlichen Protest. Innenminister Uwe Schünemann sagte, der Einsatz sei "optimal" verlaufen. "Die Polizei hat hoch professionell und der Lage angemessen reagiert." Polizei- Einsatzleiter Friedrich Niehörster bescheinigte den Atomkraftgegnern, dass ihr Protest "fair" gewesen sei.

Greenpeace: Gorleben als Endlager nicht geeignet

Die Atomkraftgegner bekräftigten ihre Forderung nach einer endgültigen Aufgabe des Standortes Gorleben als mögliches Atomendlager. Die rot-grüne Bundesregierung müsse sofort nach anderen Möglichkeiten zur Entsorgung des Atommülls suchen, sagte Greenpeace-Experte Mathias Edler. Der Salzstock Gorleben sei als Atomendlager nicht geeignet.

Der Transport absolvierte die letzten 20 Kilometer von Dannenberg nach Gorleben in der Nacht in knapp 90 Minuten. Zuvor war eine von Atomkraftgegnern unterspülte Straße kurzfristig wieder in Stand gesetzt worden. Vor dem Start des Konvois hatte die Polizei eine länger als elf Stunden dauernde Sitzblockade mit rund 500 Menschen in dem Dorf Grippel aufgelöst. Sie kesselte die Demonstranten auf einer Wiese ein. Wasserwerfer standen bereit. Rund 350 Menschen wurden in Gewahrsam genommen. Auch bei Langendorf löste die Polizei eine Blockade auf.

Unterschiedliche Angaben über Verletzte

Ein Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg warf der Polizei vor, die Beamten hätten die Blockaden im Wendland "ziemlich rüde und brutal geräumt". Zum Teil sei die Polizei "mit militärischen Mitteln" vorgegangen und habe zum Beispiel ein halbes Dorf eingekesselt, hieß es. Nach Angaben eines Sanitäters gab es auf Seiten der Demonstranten mehr als 70 Verletzte.

Die Polizei sprach dagegen von einem verletzten Demonstranten und acht eigenen Verletzten. Sie nahm nach eigenen Angaben 256 Atomkraftgegner in Gewahrsam. Insgesamt seien die Proteste aber trotz einiger Störungen und gefährlicher Straftaten friedlich gewesen, sagte Innenminister Schünemann.

25 Millionen Euro Transportkosten

Er rechnete in diesem Jahr mit rund 25 Millionen Euro Transportkosten nach 30 Millionen im Vorjahr. Anti-Atom-Gruppierungen zeigten sich hoch zufrieden mit der Beteiligung an ihren Aktionen.

Die vorher heftig diskutierte Frage, ob der Widerstand bröckele, sei eindeutig beantwortet worden, meinte Carsten Niemann von der Bäuerlichen Notgemeinschaft. "Hier bröckelt gar nichts."

Der Atomzug war am Sonntagabend in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gestartet. Auf seinem Weg quer durch Frankreich und Deutschland blockierten ihn Umweltschützer mehrfach. Am Dienstagabend kam der Zug in Dannenberg an. Dort wurden die Atommüll-Behälter auf Schwerlastwagen geladen.

(sueddeutsche.de/dpa)

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