Atomarer Müll, ob er nun leicht strahlt oder stärker, ist nichts, was man gerne haben möchte. Im Landkreis Wolfenbüttel, wo das bisherige Forschungs- und künftige Endlager Asse II liegt, wünschen sich die Menschen nichts mehr als Roboter, die die 126.000 strahlenden Fässer aus der Erde holen und weit weg bringen. Deshalb erstaunt es, dass sich Sigmar Gabriel nach nichts mehr zu sehnen schien als nach der Oberaufsicht über diese Asse. Nun hat er sie.
Es ist richtig, dass Betrieb und Kontrolle eines Atomendlagers, welches die Asse faktisch immer war, aus der Verantwortung von Wissenschaft und Forschung genommen wurden. Die Experten des Helmholtz-Zentrums mögen gewusst haben, was sie gut 800 Meter unter der Erde taten; die Notwendigkeit, dies transparent zu machen, weil über der Erde eine gegenüber der Atomkraft sensible Bevölkerung lebt, sahen sie nicht.
Die Wissenschaftler und das Bundesforschungsministerium haben die Besorgnis unterschätzt. Die Frage ist nun, ob nicht Gabriel die Werbewirksamkeit der Asse für sich selbst überschätzt. Schon jetzt nehmen es ihm Funktionsträger im Landkreis Wolfenbüttel übel - wo er Abgeordneter ist -, dass er die Lage rund um die Asse dramatisiert. Wer von einem GAU spricht, spielt ihrer Meinung nach mit der Angst der Menschen, um selbst als Retter in der Not zu punkten.
Gabriel wird über die Bundestagswahl 2009 hinaus zeigen müssen, dass es ihm ernst ist. Als Abgeordneter, als Mitglied des niedersächsischen Umweltausschusses, als Fraktionschef im Landtag oder später als Ministerpräsident gab es die Asse auch schon - ohne dass Gabriel sie zu seiner Sache gemacht hätte. Jetzt hat er seine nächste Chance.