Atomkonflikt:Trump droht, Nordkorea zu vernichten

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In seiner Rede vor den Vereinten Nationen nennt Amerikas Präsident die Machthaber in Pjöngjang ein "verkommenes Regime". Er hoffe aber, dass ein Einsatz des US-Militärs nicht nötig werde.

Von Thorsten Denkler, New York

Finster entschlossen: US-Präsident Donald Trump (rechts) vor seinem Auftritt bei den Vereinten Nationen in New York. (Foto: Timothy A. Clary/AFP)

US-Präsident Donald Trump hat die Welt mit seiner ersten Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen erschreckt. Die USA würden das asiatische Land "völlig vernichten", wenn Pjöngjang nicht nachgebe, warnte Trump am Dienstag in New York. Die nordkoreanische Regierung verurteilte er als "verkommenes Regime". Diktator Kim Jong-un nannte er einen "Raketenmann auf Selbstmordmission", der sich seinen womöglich bevorstehenden Untergang selbst zuzuschreiben habe. Trump fügte allerdings hinzu, dass ein amerikanischer Militäreinsatz "hoffentlich nicht nötig" sein werde.

Nordkorea hat in den vergangenen Monaten mehr als ein Dutzend Raketen getestet und zuletzt angeblich auch eine Wasserstoffbombe gezündet. Der UN-Sicherheitsrat hatte wiederholt Sanktionen gegen Pjöngjang ausgesprochen - zuletzt die schärfsten, die gegen das Land je ausgesprochen wurden. Trump dankte Staaten wie China und Russland, die als Mitglieder des Sicherheitsrats die Sanktionen unterstützt hätten. Dies sei aber nicht genug, so Trump, nun müsse mehr getan werden.

Auch die iranische Führung attackierte der US-Präsident scharf. Das Land sei ein "herabgewirtschafteter Schurkenstaat", der vor allem Gewalt exportiere, sagte Trump. Man könne dieses "mörderische Regime" nicht so weitermachen lassen. Das internationale Atomabkommen mit Iran bezeichnete Trump erneut als "beschämend" für die USA.

Der iranische Außenminister Mohamed Dschawad Sarif reagierte am Abend auf Trumps Worte. Solche "Hassreden" gehörten "ins Mittelalter und nicht ins 21. Jahrhundert", twitterte er. Trump kündigte mehrmals an, seine Außenpolitik an amerikanischen Interessen ausrichten zu wollen. "Als Präsident der Vereinigten Staaten werde ich Amerika immer an erste Stelle stellen", sagte er. Dies sollten auch andere Staats- und Regierungschefs tun.

Den UN selbst warf Trump wie schon zuvor mangelnde Effizienz vor. "Zu oft war der Fokus nicht auf die Ergebnisse gerichtet, sondern auf den Prozess und auf die Bürokratie", sagte Trump. Die USA zahlten mit Abstand die höchsten Beiträge an die Organisation. Es könne nicht sein, dass sie dafür nichts zurückbekämen. Am Montag erst hatte Trump die UN zu Reformen aufgerufen. Zugleich hatte er UN-Generalsekretär António Guterres für seine Reformansätze gelobt. In früheren Reden hatte Trump die Vereinten Nationen als "Club von Schwätzern" bezeichnet.

Trumps Rede stand in Kontrast zu den versöhnlichen Tönen, die der UN-Generalsekretär vor Trumps Auftritt angeschlagen hatte. "Wir sind eine zerrissene Welt, aber wir müssen eine einzige, friedliche Welt sein", sagte Guterres. Ausdrücklich verurteilte er Nordkoreas Führung, die mit ihren Atomtests die größte Kriegsangst seit Ende des Kalten Kriegs ausgelöst habe. Zugleich rief er alle Seiten dazu auf, Ruhe zu bewahren. "Wutreden können zu tödlichen Missverständnissen führen", warnte er. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte am Abend bei einem Auftritt in Schwerin mit Blick auf Trumps Rede, es könne für den Konflikt nur "eine diplomatische, friedliche Lösung" geben. Alles andere führe ins Unglück.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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