Arbeit in der Wissenschaft:"Mit Willkür hat das nichts zu tun"

Die Hochschulpräsidentin Sabine Kunst verteidigt die Befristung von Stellen.

Von Paul Munzinger

SZ: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat angekündigt, die willkürliche Befristung von Arbeitsverträgen abschaffen zu wollen. Fühlen Sie sich angesprochen?

Sabine Kunst: Nein. Es gibt eine ganze Reihe von befristeten Arbeitsverträgen in der Wissenschaft. Aber mit Willkür hat das nichts zu tun.

Sondern? Nirgendwo sonst sind so viele Stellen befristet wie an Hochschulen . Müssten die Mitarbeiter den Universitäten nicht mehr wert sein?

Natürlich sind sie uns viel wert, die Finanzierungsbredouillen machen keiner Universität Spaß. Auch an der Humboldt-Universität haben wir einen hohen Anteil an befristet Beschäftigten, beim wissenschaftlichen Personal sind es knapp 70 Prozent. Wir bemühen uns, die Arbeitsplätze schrittweise sicherer zu machen. Aber derzeit hängt unsere Finanzierung maßgeblich von befristeten Mitteln ab. Wir können nur jemanden beschäftigen, wenn die Mittel auch vorliegen. Die Befristung ist für viele junge Leute, die ins System wollen, die einzige Möglichkeit für den Einstieg.

Könnte man die Stellen nicht trotzdem entfristen?

Das können sich die Universitäten nicht leisten. Wir sind zu knapp genäht. Was wir brauchen, ist mehr Grundfinanzierung durch den Bund. Zum Glück gibt es Schritte in diese Richtung. Aus der Exzellenzstrategie etwa werden künftig Mittel direkt in den Haushalt fließen, sicheres Geld also.

Wenn Sie das Geld hätten, würden Sie also alle Mitarbeiter unbefristet anstellen?

Nein. Es gehört zum Kern der Wissenschaft, einen Wechsel zu haben. Es ist wichtig, sich an die Zeiten zu erinnern, als der Anteil der unbefristeten Mitarbeiter hoch war, etwa in der DDR. Da war das System so festgefahren, dass dies für uns keine Alternative ist.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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