Anschlag in Nizza:Gift für alle

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Auf der Promenade des Anglais zeigt sich, dass der Terror mehr zerstört als Menschenleben. Die Trauernden stehen nicht länger zusammen, sie stehen sich gegenüber - in tiefem Misstrauen.

Von Nadia Pantel, Nizza

Von der Endhaltestelle der Tramlinie 1 sind es nur noch ein paar Hundert Meter den Berg hoch, dann sieht man das Haus, in dem Mohamed Lahouaiej-Bouhlel lebte. Weiße Fassade, kleine Balkone, im Schatten von ein paar Bäumen stehen die Autos der Bewohner, der Hausmeister fegt zwischen ihnen Blätter zusammen. Bouhlel wohnte im zwölften Stock, nach hinten raus. Gleich hinter der Wohnanlage beginnt eine Art Park, Palmen und Eukalyptus. Von hier oben, von den Hügeln am Rand von Nizza aus, hat man den gesamten Himmel über der Bucht im Blick. Bouhlel hätte einfach zu Hause bleiben können am 14. Juli und hätte freie Sicht aufs Feuerwerk zum Nationalfeiertag gehabt. Stattdessen ist er mit seinem Fahrrad ins Tal geradelt, zu dem 19-Tonnen-Laster, den er gemietet hatte, und ist zur Promenade am Meer gefahren. Und dann in die feiernden Menschen hinein. 45 Sekunden dauerte seine Zickzack-Fahrt, sagt die Polizei. 45 Sekunden, die 84 Menschen das Leben kosteten. Dutzende weitere sind so schwer verletzt, dass die Zahl der Todesopfer noch steigen könnte.

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