Anschlag in Salisbury:Gutachter im Fall Skripal bestätigen Nervengift

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Die Experten sagen aber nicht, dass Moskau dahintersteckt.

Von Cathrin Kahlweit, London

Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) hat die Erkenntnisse britischer Wissenschaftler bestätigt, nach denen der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia mit einem Nervengift angegriffen wurden. Der Name "Nowitschok" fällt in der Untersuchung der Chemiewaffenexperten nicht. In einer am Donnerstag veröffentlichten Zusammenfassung wird jedoch festgestellt, die "Resultate der von der OPCW analysierten Proben" glichen den britischen Erkenntnissen, "mit Blick auf die Identität des Nervengifts, das in Salisbury verwendet wurde und drei Menschen schwer verletzte".

Auch ein Polizist war mit dem Gift in Kontakt gekommen.

In dem Bericht werden die chemische Struktur und der chemische Name des Kampfstoffs aufgeführt. Zudem heißt es, die in vier verschiedenen Labors getesteten Funde und Blutproben aus Salisbury seien von "hoher Reinheit". Aus Regierungskreisen in London ist zu hören, die Erkenntnisse bewiesen eindeutig, dass nur ein hoch spezialisiertes staatliches Labor in Russland einen Giftstoff herstellen könne, der einen solchen Reinheitsgrad und damit eine solche Stabilität aufweise. Die OPCW hat sich nicht explizit zur Herkunft des analysierten Kampfstoffs geäußert, indirekt bestätigt sie in ihrer Mitteilung aber die britischen Erkenntnisse. Kommende Woche soll auf einer Sitzung der OPCW in Den Haag das weitere Vorgehen besprochen werden. Der ausführliche Bericht ist am Donnerstag allen 192 Mitgliedsländern zugestellt worden, auch Russland.

Russland wird von Großbritannien vorgeworfen, das Attentat auf die Skripals in Auftrag gegeben zu haben. Die in der Sowjetunion entwickelte Gruppe von Kampfstoffen mit dem Namen Nowitschok sei in Russland unter Bruch der Chemiewaffenkonvention weiter vorgehalten worden. Moskau bestreitet das vehement. Russland habe keine anderen Kampfstoffe besessen als jene, die der OPCW gemeldet worden seien, sagte Vize-Industrieminister Georgi Kalamanow in Moskau. Sie seien alle bis 2017 unter Aufsicht der OPCW vernichtet worden, bekräftigte er. Mit dem Vorfall in Salisbury habe Moskau nichts zu tun. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte am Donnerstag, die Anschuldigungen seien von London fabriziert worden, um sein Land zu dämonisieren.

Der britische Außenminister Boris Johnson zeigte sich dennoch überzeugt, dass nun die Herkunft des Kampfstoffs aus Russland bewiesen sei, der auf britischem Boden eingesetzt wurde. "Es kann keinen Zweifel daran geben, was da eingesetzt wurde, und es gibt keine andere Erklärung dafür, wer verantwortlich war - nur Russland hat die Möglichkeiten, das Motiv und die Vorgeschichte." Weil London, anders als Moskau, nichts zu verstecken habe, habe man dafür votiert, die Zusammenfassung der OPCW öffentlich zu machen.

Allerdings hatte der Kreml bereits vorab mitgeteilt, man werde die Ergebnisse nur akzeptieren, wenn russische Experten hinzugezogen würden. Andernfalls sei ein objektives Ergebnis leider nicht zu erwarten.

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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