Anschläge von Mumbai:Indien bezichtigt Pakistan des Terrors

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Scharfe Worte von Indiens Premier: Manmohan Singh wirft Islamabads Behörden vor, an den Anschlägen von Mumbai im November beteiligt gewesen zu sein.

Tobias Matern

Es sind scharfe Töne, die aus Neu-Delhi kommen. Die indische Regierung wirft dem Nachbarland Pakistan nun ganz unverblümt vor, an den Anschlägen von Mumbai beteiligt gewesen zu sein.

Streng bewacht: Das Taj Mahal Palace & Tower Hotel in Mumbai hat nach dem Terrorangriff wieder geöffnet. (Foto: Foto: AP)

Premierminister Manmohan Singh sagte, die Angriffe seien eindeutig von der in Pakistan ansässigen Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba verübt worden, die vor 20 Jahren auch mit Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes ISI entstanden war. Der hohe logistische Aufwand mache deutlich, dass "pakistanische Behörden" an den Anschlägen beteiligt gewesen seien, erklärte Singh.

Bei den Anschlägen in der indischen Finanzmetropole waren im November 180 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung in Neu-Delhi verlangt von Islamabad die Zerstörung von Extremistenlagern in Pakistan und die Auslieferung von Dutzenden Verdächtigen. Bisher habe das Nachbarland nicht genügend Willen zur Kooperation erkennen lassen, hieß es.

Die Regierung in Islamabad weist diese Anschuldigungen als "Propaganda" zurück. Schließlich habe man sich als "kooperativ und konstruktiv" bei der Aufklärung der Anschläge erwiesen, teilte das Außenministerium mit. Die indische Seite wiederum wertete die Aussage als Provokation: "Es geht nicht um Worte oder Statements oder die Situation in Südasien. Es geht darum, wie Pakistan mit Terrorangriffen gegen Indien, die aus Pakistan kommen, umgeht", hieß es aus Neu-Delhi.

Ernsthafte Reaktion gefordert

Auch Indiens Verteidigungsminister Arackaparambil Kurian Antony legte am Mittwoch nach. Sein Land werde sich nun alle Optionen offenhalten, um Terroristen wie die Attentäter von Mumbai unschädlich zu machen, sagte er. Neu-Delhi erwarte, dass die internationale Gemeinschaft nun "ernsthaft reagieren" werde, ergänzte Antony offenbar an die Adresse der neugewählten amerikanischen Administration gerichtet.

In dieser Woche soll der künftige US-Vizepräsident Joe Biden in die Region reisen - offiziell noch als Vorsitzender einer Kongressdelegation. Die USA beobachten mit großer Sorge den Konflikt der beiden benachbarten Atomstaaten. Washington pflegt ein enges Verhältnis zur indischen Regierung und sieht in Islamabad einen Verbündeten im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

Die indische Regierung hatte der pakistanischen Seite Anfang der Woche ein umfangreiches Dossier zu den Attacken übergeben. Aus diesen vorläufigen Ermittlungsakten lasse sich herauslesen, dass die Angriffe von pakistanischen Hintermännern telefonisch befohlen worden seien. "Wir haben der pakistanischen Seite nun sämtliche Beweise vorgelegt und sie werden sicher ein bisschen Zeit brauchen, diese auszuwerten", sagte ein indischer Diplomat der Süddeutschen Zeitung. Aber die Indizien seien eindeutig. Dies habe auch die Vernehmung des einzig überlebenden Attentäters ergeben.

Um den Druck auf Pakistan zu erhöhen, reichten die Inder nach Angaben der New York Times das brisante Material auch an andere Regierungen weiter. Diplomaten bezeichneten die Beweislage daraufhin als "umfassend" und "überzeugend". In dem Dossier seien unter anderem jede Menge Fotos enthalten. Diese zeigten, dass die Attentäter auf dem Boot, mit dem sie aus der pakistanischen Hafenstadt Karatschi nach Mumbai gekommen waren, auch in Pakistan hergestellte Waffen transportiert hätten.

© SZ vom 08.01.2009/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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