Anschläge von Madrid:Terrorverdächtiger war nur eine Woche in Deutschland

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Der in Spanien festgenommene mutmaßliche Attentäter von Madrid war im Herbst 2003 vermutlich nur wenige Tage in der Bundesrepublik. Generalbundesanwalt Kay Nehm hat bislang keine Hinweise darauf, dass die Terroranschläge von Madrid in Deutschland geplant oder vorbereitet wurden.

Derzeit werde gegen einen 28 Jahre alten Marokkaner ermittelt, der sich im Herbst 2003 vermutlich nur einige Tage in Darmstadt aufgehalten hat. Gegen den Mann werde wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und anderer Delikte ermittelt, hieß es. Er befinde sich derzeit in spanischem Gewahrsam.

Wohnung des Verdächtigen durchsucht

Der Mann habe sich im Oktober 2003 in Darmstadt polizeilich gemeldet, hieß es. Auf Anordnung des Generalbundesanwalts war die Wohnung, für die der Marokkaner gemeldet ist, am Donnerstagabend durchsucht worden. Dabei seien mehrere Gegenstände sichergestellt worden, die derzeit noch ausgewertet würden. Um welche Gegenstände es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt gegeben. Nicht bestätigen wollte Nehm, dass der Marokkaner an der Universität Elektrotechnik studiert hat.

Der Name des Marokkaners war den deutschen Sicherheitsbehörden aber seit Sommer 2002 bekannt. Damals hätten spanische Behörden angefragt, ob der Name des Verdächtigen in der so genannten Gefährder-Datei der Geheimdienste, in der rund 200 extremistische Islamisten registriert seien, stehe. Das hätten die deutschen Behörden damals verneint, wie die ARD meldet.

Bei dem Verdächtigen handelt es sich nach Angaben aus Berliner Sicherheitskreisen um einen 1975 geborenen Mann, der vermutlich aus Marokko stammt.

Spanische Polizei hat 19 Verdächtige festgenommen

Unklar ist noch, welche Rolle der Verdächtige bei dem Attentat gespielt haben könnte.

Meldungen verschiedener Medien, wonach insgesamt drei Attentats-Verdächtige in Hessen gewohnt hatten, wurden nicht bestätigt.

Insgesamt hat die spanische Polizei jetzt 19 Verdächtige im Zusammenhang mit den Anschlägen von Madrid festgenommen, gegen elf von ihnen wurde Haftbefehl erlassen.

Sollte sich bestätigen, dass die Geheimdienste in Deutschland Hinweise auf den Verdächtigen hatten, würde die Diskussion um eine Vernetzung der Sicherheitsbehörden neu entfacht.

Bei den Bombenanschlägen auf vier Vorortzüge in Madrid am 11. März waren 190 Menschen getötet und mehr als 1500 verletzt worden.

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