Zum ersten Mal haben am Wochenende türkische Kampfbomber die Grenze zum Nordirak überflogen und dort Stellungen der PKK bombardiert. Es ist also von einer Premiere zu berichten - und doch von nichts wesentlich Neuem.
Türkischen Artilleriebeschuss gibt es schon länger und erst vor einem Monat drangen Kampfhubschrauber mit Eliteeinheiten in irakische Bergtäler vor. Nein, der Startschuss zu der in letzten Monaten oft angedrohten Großoffensive der türkischen Armee ist das nicht, die macht schon der einsetzende Winter unmöglich.
Schon eher ist die Aktion eine Mahnung an die Kurdenführer des Nordirak und vielleicht auch an die USA. So schön all ihre Versprechen an die Türkei waren, die Botschaft lautet: Die Türkei erwartet weiterhin Taten. Ankara lässt nicht locker und erwartet vom Nordirak und von den Amerikanern, dass die beiden Parteien weiter Druck machen auf die PKK.
Derweil versucht sich die türkische Regierung zuhause an dem, was eigentlich die größere Aufmerksamkeit verdiente: an einer politischen Lösung des Problems. Die muss vor allem aus zwei Komponenten bestehen. Erstens muss die Benachteiligung der Kurden ein Ende haben, dazu brauchen sie kulturelle und politische Freiheit ebenso wie endlich den Aufbau der Wirtschaft in den verarmten Gebieten. Zweitens aber muss der PKK ein echter Anreiz geboten werden, die Waffen niederzulegen.
Premier Erdogan hat eben erst seine Vorstellungen von einem Amnestiegesetz erklärt, aber die Pläne sind zu zaghaft, wohl aus Angst vor den Reflexen der nationalistischen Opposition. Dabei standen die Chancen selten so gut: Die PKK ist schwach und isoliert. Man würde Erdogan mehr Mut wünschen.