Algier:Algeriens Regierung: Touristen leben

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Die Regierung hat erstmals bestätigt, dass die 31 in der Sahara verschwundenen Touristen leben. "Es geht ihnen sehr gut und wir stehen in Verhandlungen", sagte der Tourismusminister.

Die Touristen seien von den Entführern in mehrere Gruppen aufgeteilt worden und würden in dem felsigen Tamelrik-Massiv etwa 150 Kilometer nordwestlich der Stadt Illizi festgehalten, berichtete die in Algier erscheinende Tageszeitung "El Watan". Unter den Entführten sind 15 Deutsche, 10 Österreicher und 4 Schweizer.

Notfalls soll nach Informationen der Berliner Tagesspiegel die Anti-Terror-Einheit GSG9 die Sahara-Touristen befreien. Das Kanzleramt habe für den Fall einer unumgänglichen Befreiungsaktion den Einsatz der GSG9 angeboten, berichtete das Blatt unter Berufung auf "inoffizielle Angaben aus der Regierung".

GSG9-Einsatz als letztes Mittel

Einen Einsatz der GSG9 will das Kanzleramt demnach aber erst in Betracht ziehen, wenn Gespräche mit den Geiselnehmern zu keinem Ergebnis führen. Die Elitetruppe könne dann zusammen mit algerischen Einheiten zum Zuge kommen. Die in Sankt Augustin bei Köln stationierten Spezialisten für Geiselbefreiungen bereiteten sich schon länger auf einen möglichen Algerien-Einsatz vor, schreibt das Blatt.

Kanzler Gerhard Schröder habe den Chef des Krisenstabes, Staatssekretär Jürgen Chrobog, in geheimer Mission nach Algier geschickt, um mit der Regierung das weitere Vorgehen zu besprechen.

Er bat den algerischen Staatspräsidenten Abdelaziz Bouteflika erneut, alles zu versuchen, um eine friedliche Lösung herbeizuführen. Auch die Schweiz forderte von der algerischen Regierung, alles zu tun, um das Leben der Touristen nicht zu gefährden.

Befreiungsaktion mit großen Risiken

Die Gegend, wo die Geiseln festgehalten werden, sei nur mit Kamelen erreichbar und übersät mit Grotten, berichtete die Zeitung El Watan. Bei einer militärischen Befreiungsaktion drohten viele Tote. Auch die Aufteilung in Gruppen mache eine Befreiung schwierig. Das algerische Militär zögere daher und setze "sehr auf Zeit".

"Das Militär hat schon vor knapp drei Wochen Verhandlungen mit den Entführern aufgenommen", heißt es in dem Zeitungsbericht weiter. Niemand wisse dabei genau, was die Geiselnehmer wollten. Sehr wahrscheinlich handele es sich um eine Bande, die Lösegelder erpressen wolle. Bislang hätten die Entführer aber kein Geld für ihre Geiseln verlangt, heißt es in mehreren Presseberichten.

Oberstes Ziel: Friedliche Verhandlungen

Zuletzt hatte der französische Rundfunksender RFI gemeldet, die Touristen seien von Schmugglern entführt worden. Spekuliert wird aber auch über eine Entführung durch Islamisten oder Mitglieder des Terrornetzwerkes von El Kaida.

Angehörige der verschwundenen deutschen Touristen sprachen sich in einem Brief an die Bundesregierung gegen eine militärische Befreiungsaktion aus. Berlin solle entsprechend auf die algerische Regierung einwirken, berichtete das Nachrichtenmagazin Focus. Oberstes Ziel müssten "friedliche Verhandlungen" sein.

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