Airbus-Absturz mit 66 Toten:Kairo vermutet Anschlag auf Flugzeug

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Kairo hält einen Terrorangriff für wahrscheinlicher als technisches Versagen.

Von Paul-Anton Krüger und Christian Wernicke, Kairo/Paris

Der Absturz einer Passagiermaschine der staatlichen ägyptischen Fluggesellschaft Egypt Air mit 66 Menschen an Bord über dem Mittelmeer ist nach Einschätzung von Luftfahrtministers Sherif Fathy eher durch einen Anschlag als durch einen technischen Defekt verursacht worden. Er wolle nicht spekulieren, doch sei bei einer genauen Analyse des Vorfalls die Wahrscheinlichkeit eines "Terrorangriffs" höher als die eines technischen Versagens, sagte er am Donnerstag in Kairo.

Der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, äußerte sich laut der Nachrichtenagentur Interfax ähnlich. Bei einem Besuch in der weißrussischen Hauptstadt Minsk sagte er: "Allem Anschein nach ist es ein Terrorakt", ohne jedoch weitere Details zu nennen.

Frankreichs Präsident François Hollande sagte, keine Ursache könne ausgeschlossen werden, auch Terrorismus nicht. Es gebe aber keine "bevorzugte Hypothese" bei den Ermittlungen. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es Überlebende gibt. Flug MS 804 war am Mittwoch um 23.09 Uhr vom Pariser Flughafen Charles de Gaulle gestartet und hätte am Donnerstagmorgen gegen 3.15 Uhr in Kairo eintreffen sollen. Kurz nachdem der Airbus A 320 in den Kontrollbereich der ägyptischen Flugsicherung eingeflogen war, verschwand er gegen 2.30 Uhr etwa 280 Kilometer vor der Küste von den Radarschirmen der Fluglotsen. Im Mittelmeer entdeckte Trümmerteile gehören nach griechischen Angaben nicht zu der vermissten Maschine. Eine Untersuchung aller Funde habe ergeben, dass diese nicht von dem vermissten Flugzeug, stammten, sagte der Leiter der griechischen Behörde Flugsicherheit und Luftverkehrsunfälle am Donnerstag. Dies hätten auch ägyptische Behörden bestätigt. Zuvor hatte die Fluggesellschaft mitgeteilt, Wrackteile des Airbus A320 seien im Meer bei der griechischen Insel Karpathos geortet worden. Das ägyptische Luftfahrtministerium hatte erklärt, dort seien Rettungswesten und Plastikteile gefunden worden. Schiffe und Flugzeuge aus Griechenland, Ägypten, Frankreich, Italien und Zypern beteiligten sich an der Such- und Rettungsaktion. Am Flughafen in Kairo richteten die Behörden ein Krisenzentrum ein. Egypt Air schickte eine weitere Maschine nach Paris, mit der Hinterbliebene nach Kairo geflogen werden sollten. Auch in Paris wurde ein Krisenstab eingerichtet. Die Piloten waren nach Angaben von Egypt Air erfahren; der Kapitän hatte 6200 Flugstunden absolviert, sein Copilot mehr als 2700. Die Maschine war im Jahr 2003 in Dienst gestellt worden und damit für ein Verkehrsflugzeug nicht besonders alt. Der letzte schwere Unfall eines Flugzeugs von Egypt Air liegt mehr als 14 Jahre zurück. Frankreich und Ägypten waren vergangenes Jahr Opfer schwerer Anschläge der Terrormiliz Islamischer Staat geworden. Die Terroristen töteten in Paris bei Attacken am 13. November 130 Menschen. Am 31. Oktober war ein russischer Urlaubsflieger mit 224 Menschen an Bord über dem Sinai abgestürzt. Moskau vermutet, dass die Bombe am Flughafen in Scharm el-Scheich an Bord geschmuggelt worden war.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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