Afghanistan:Neuer Anschlag auf Bundeswehr

Lesezeit: 2 min

Es ist der vierte Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in weniger als einer Woche: In der Nähe von Kundus schossen Unbekannte auf eine deutsche Patrouille. Verletzt wurde niemand.

In Afghanistan ist es am Montag erneut zu einem Anschlag auf Bundeswehrsoldaten gekommen. Bei dem Vorfall gab es keine Verletzten.

In den letzten Tagen häufen sich Anschläge auf Bundeswehr-Soldaten im Norden Afghanistans (Foto: Foto: AP)

Gegen 10.56 Uhr Ortszeit wurde eine Patrouille etwa neun Kilometer nördlich von Kundus mit Handfeuerwaffen beschossen, bestätigte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam sueddeutsche.de. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums seien ferner Explosionen gehört worden. Der Sicherheitschef der Provinz, Abdul Rahman Aqtash, sprach von einem Selbstmordanschlag mit einem getöteten Zivilisten in der Nähe des Konvois.

Ein Nato-Sprecher in Masar-i-Scharif betonte, sollte es sich bei den Detonationen um einen Selbstmordanschlag gehandelt haben, habe dieser nicht den Soldaten gegolten. "Wir sehen das wegen der räumlichen Entfernung nicht in einem inneren Zusammenhang." Die Taliban teilten dagegen im Internet mit, einer ihrer Kämpfer habe einen Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr in Kundus verübt. Dabei seien elf deutsche Soldaten getötet worden. Angaben der Taliban zu Opferzahlen bei ihren Anschlägen gelten als stark übertrieben.

Mehr als 220 Taliban-Kämpfer getötet

In Kundus-Stadt halten sich nach Erkenntnissen des Provinzgouverneurs vier Selbstmordattentäter für Anschläge bereit. Er selber sei ein mögliches Ziel, sagte Gouverneur Engineer Mohammad Omar. Die Attentäter seien aus den halbautonomen pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan nach Kundus gekommen.

Omar sagte: "Wir haben viele Sicherheitsprobleme." Die Stadt sei unter Kontrolle, die Distrikte in der restlichen Provinz Kundus seien aber problematisch. Für die Taliban sei ihre frühere nordafghanische Hochburg Kundus zu einem wichtigen Operationsgebiet geworden.

Verletzte gebe es keine, alle Fahrzeuge seien fahrbereit, hieß es weiter. Der Vorfall ist der vierte Anschlag innerhalb weniger Tage, in den Bundeswehr-Soldaten involviert sind. Am Sonntag wurde ein Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Nordafghanistan verübt, bei dem niemand verletzt wurde. Am Freitag wurden an einem Bundeswehr-Kontrollpunkt im Norden Afghanistans eine Frau und zwei Kinder erschossen. Der Vorfall hat neuen innenpolitischen Streit über den Bundeswehr-Einsatz am Hindukusch ausgelöst.

Unterdessen meldete das US-Militär die Tötung von mehr als 220 mutmaßlichen Taliban-Kämpfern im Süden des Landes. Zu Berichten von Bewohnern des betroffenen Bezirks Sangin in der Provinz Helmand, bei Luftangriffen seien über 70 Zivilisten getötet worden, wollten sich Militärsprecher nicht äußern.

Angehörige, Kameraden und Vertreter der Politik nahmen am Montag in Zweibrücken Abschied von dem vergangene Woche bei einem Anschlag getöteten Soldaten. Der 29 Jahre alte Hauptfeldwebel der Saarland-Brigade war bei einem Anschlag in Kundus am vergangenen Mittwoch getötet worden, als sein Konvoi in eine Sprengfalle geriet. Sein Leichnam wurde am Samstag nach Deutschland geflogen. Auch die drei Soldaten, die durch den Sprengstoffanschlag bei Kundus leicht verletzt wurden, kehrten mit der Bundeswehrmaschine zurück.

Im Mai 2007 hatte ein Selbstmordattentäter der Taliban drei deutsche Soldaten und acht afghanische Zivilisten getötet.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/cag/cgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: