Afghanistan:Neue Hoffnung für Rahman

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Ein Gericht hat die Klage gegen den afghanischen Christen Abdul Rahman offenbar abgewiesen und den Fall an die Staatsanwaltschaft zurückgegeben.

Das Gericht hat nach Angaben eines Behördensprechers die Klage gegen Rahman wegen Mangels an Beweisen an die Staatsanwaltschaft zurückgewiesen.

Er habe sie angewiesen, weitere Untersuchungen über eine eventuelle Unzurechnungsfähigkeit Rahmans zu veranlassen, sagte Richter Ansarullah Maulawisada in Kabul.

Würde Rahman für unzurechnungsfähig erklärt, müsste der Prozess eingestellt werden. Nach der Scharia, der muslimischen Rechtsordnung, auf der das afghanische Rechtssystem basiert, steht auf den Abfall vom Islam die Todesstrafe. Das gilt allerdings nur, wenn der Konvertit im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.

Rahman selber sagte unterdessen einem Medienbericht zufolge, er sei nicht unzurechnungsfähig und wolle am Christentum festhalten.

Der Richter erklärte, Rahmans Angehörige hätten angegeben, er sei im pakistanischen Peschawar in psychischer Behandlung gewesen. Rahman selber habe während seiner Aussage vor Gericht eingeräumt, "dass er ein psychisches Problem hat" und "Stimmen höre".

Staatsanwalt Abdul Wasi hatte zuvor erklärt, er halte Rahman für zurechnungsfähig, und hatte die Todesstrafe gefordert. Wasis Vorgesetzter Zemarai Amiri sagte am Sonntag, Rahman werde bereits am Montag oder spätestens in den kommenden Tagen untersucht werden.

Ein Sprecher des Obersten Gerichts, Abdul Wakil Omeri, bestätigte, dass die Klage "wegen Problemen mit den Beweisen der Anklage" abgewiesen worden sei.

Der Gewährsmann sagte, während die Staatsanwaltschaft den Fall weiter prüfe, müsse Rahman nicht im Gefängnis festgehalten werden. Aus diplomatischen Kreisen in Kabul verlautete, es stehe nun die Frage im Raum, ob Rahman in Afghanistan bleiben oder ins Exil gehen werde.

Rahman war noch am Sonntag nach Todesdrohungen von Mithäftlingen aus einem überfüllten Untersuchungsgefängnis in eine Hochsicherheitsanlage bei Kabul verlegt worden, wie afghanische Behördensprecher mitteilten.

Rahman sei in das Politscharki-Gefängnis gebracht worden, in dem auch Hunderte von Taliban- und Al-Qaida-Kämpfern einsitzen. Der Direktor des Hochsicherheitsgefängnisses, Schahmir Amirpur, bestätigte die Einweisung und sagte, Rahman habe die Aufseher angefleht, ihm eine Bibel zu geben.

In der italienischen Zeitung La Repubblica wurde Rahman unterdessen mit den Worten zitiert, er sei bereit, für seinen Glauben zu sterben. In dm Interview sagte er weiter: "Ich bin gefasst. Ich bin mir vollkommen dessen bewusst, für was ich mich entschieden habe. Wenn ich sterben muss, werde ich sterben."

La Repubblica führte nach eigenen Angaben kein direktes Interview mit Rahman, sondern gab einem Menschenrechts-Mitarbeiter schriftliche Fragen mit, der den 41-jährigen in der Haft besuchen konnte.

Unter dem Druck aus dem Ausland beriet der afghanische Präsident Hamid Karsai am Wochenende mit mehreren Kabinettsministern über das Schicksal Rahmans. Am Freitagabend war aus Regierungskreisen verlautet, der 41-Jährige werde möglicherweise in den kommenden Tagen freigelassen.

Unterdessen bat Papst Benedikt XVI. Bat Karsai um Gnade für Rahman. Die päpstliche Bitte wurde in einem Brief vorgetragen, den Kardinal Angelo Sodano schrieb, wie Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls bestätigte. Der Papst habe sich darin auf die Achtung vor der Religionsfreiheit berufen.

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