Afghanistan:Dutzende Tote bei weiterem Anschlag in Kandahar

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In der afghanischen Provinz Kandahar sind nach Polizeiangaben bei einem Anschlag auf einen Konvoi Dutzende Zivilisten getötet worden. Es war der zweite verheerende Anschlag in der Taliban-Hochburg innerhalb von zwei Tagen.

Bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan sind am Montag 35 Zivilisten getötet worden. Ziel war offenbar ein Konvoi der kanadischen Armee.

Die Menschen kamen ums Leben, als ein Attentäter in der südlichen Provinz Kandahar seinen mit Sprengstoff beladenen Wagen in einen kanadischen Militärkonvoi fuhr. Dieser passierte gerade den größten Markt der Region in Spin Boldak. Rund 30 Menschen wurden verletzt, darunter auch mindestens drei kanadische Soldaten, teilte Provinzgouverneur Assadullah Chalid am Montag mit.

Bereits gestern sind bei einem Attentat in Kandahar mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen. Es war der schlimmste Anschlag in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban 2001. Die Zahl der Todesopfer könnte weiter steigen, da einige der insgesamt mehr als 100 Verletzten in Lebensgefahr schwebten. Das afghanische Gesundheitsministerium gab unterdessen an, in Krankenhäusern seien 72 Todesopfer und 75 Verletzte gezählt worden.

Der Anschlag richtete sich nach Angaben von Gouverneur Chalid hauptsächlich gegen Abdul Hakim Dschan, der früher eine gegen die radikalislamische Taliban gerichtete Miliz angeführt habe und dann zum Chef einer Hilfspolizei ernannt worden sei. Dschan sei vor einer Woche darüber informiert worden, dass ein Selbstmordanschlag auf ihn geplant sei, sagte Chalid.

Darauf habe er geantwortet: "Ich kann mich nicht verstecken - was soll ich machen?" Taliban-Sprecher Jussuf Ahmadi sagte AFP in einem Telefonat, die Taliban seien nicht für die Tat verantwortlich.

Ermittlerteam eingesetzt

Die afghanische Polizei setzte ein Ermittlerteam ein, um den Hintermännern der Bluttat auf die Spur zu kommen. Die Nato-geführte Isaf sicherte Unterstützung zu, falls dies gewünscht werde. "Wir beobachten die Situation sehr aufmerksam", sagte Isaf-Kommandeur, Generalmajor Marc Lessard.

Der Angriff rufe erneut "die Unsicherheit im Süden Afghanistans" ins Bewusstsein, heißt es in einer von den Vereinten Nationen in New York veröffentlichten Erklärung. Der Anschlag untergrabe "die gemeinsamen Anstrengungen der Internationalen Gemeinschaft und der afghanischen Regierung, das Land nach Jahrzehnten des Krieges wieder aufzubauen".

Der UN-Sicherheitsrat betonte, dass "kein terroristischer Akt den eingeschlagenen Weg Richtung Frieden, Demokratie und Wiederaufbau in Afghanistan umkehrbar machen kann".

Die Nato teilte unterdessen mit, dass einer ihrer Soldaten in Südafghanistan bei einer Explosion ums Leben gekommen sei. Ein weiterer Isaf-Soldat sei bei dem Vorfall verletzt worden. Zur Nationalität der Opfer machte die Nato wie üblich keine Angaben. Das Militärbündnis überlässt dies den Regierungen der Mitgliedsstaaten.

© AFP/dpa/mako/maru/bavo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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