Affäre um Beraterverträge:Regierung rückt von Gerster ab

Die Spekulationen um die Nachfolge von Florian Gerster, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), haben am Freitag die politische Agenda in Berlin beherrscht. Entgegen offizieller Aussagen wurden Gerster in der Bundesregierung kaum mehr Chancen auf einen Verbleib im Amt eingeräumt.

Von Jonas Viering, Robert Jacobi und Ulrich Schäfer

Als mögliche Nachfolger galten der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Alfred Tacke, und die frühere niedersächsische Sozialministerin Gitta Trauernicht.

In Regierungskreisen wurde Trauernicht als "hervorragende Arbeitsmarktexpertin" bezeichnet.

Die SPD-Politikerin und Landtagsabgeordnete sagte der Süddeutschen Zeitung, die Nachfolge-Debatte habe für sie derzeit "keine Relevanz".

Zugleich bezeichnete sie das Amt aber als "unglaubliche Herausforderung, über die ich sicher intensiv nachdenken würde". Mitglieder des Verwaltungsrats nannten auch Gersters Vize Frank-Jürgen Weise als Kandidaten.

Entscheidung im Verwaltungsrat

Zuvor waren auch führende SPD-Politiker wie der Landeschef in Nordrhein-Westfalen, Harald Schartau, von Gerster abgerückt.

Im Verwaltungsrat der BA, der an diesem Samstag in Nürnberg über die umstrittenen Beraterverträge diskutieren will, schwand ebenfalls der Rückhalt.

Die Bundesagentur soll mindestens drei dieser Verträge ohne Ausschreibung vergeben haben, was gegen geltendes Recht verstoßen könnte. "Nur ein Wunder kann Gerster noch retten", verlautete aus Kreisen der Arbeitgeber im Verwaltungsrat.

Regierungsvertreter sagten, ein Verbleib Gersters im Amt wäre eine "Riesensensation".

© SZ vom 24.1. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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