Ärzte ohne Grenzen:Helfer in Darfur entführt

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Nach dem internationalen Haftbefehl gegen Sudans Präsidenten al-Baschir verweist dieser Hilfsorganisationen des Landes - nun sind Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen verschleppt worden.

In der sudanesischen Krisenregion Darfur sind drei westliche Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) entführt worden. Sie wurden im Norden der Region, 200 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt El Fascher, verschleppt, wie ein Sprecher der UN-Friedensmission (Unamid) in Khartum mitteilte.

Seit Mittwoch werden Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Darfur vermisst. (Foto: Foto: AFP)

Bewaffnete Männer hätten die Mitarbeiter der belgischen MSF-Sektion am Mittwoch aus deren Büros in der Region Saraf Umra entführt, sagte Noureddine Mezni. Eine MSF-Sprecherin in Nairobi, Susan Sandars, sagte, bei den Entführten handele es sich um eine kanadische Krankenschwester, einen italienischen Arzt und einen französischen Koordinator.

Ursprünglich seien fünf MSF-Mitarbeiter entführt worden, zwei sudanesische Geiseln seien jedoch später wieder freigelassen worden. Über das Motiv für die Tat sowie den Aufenthaltsort der Entführten sei nichts bekannt, sagte Sandars. Aus Kreisen der sudanesischen Regierung hieß es, die Geiseln hätten ihre Kollegen anrufen dürfen und erklärt, sie seien bei guter Gesundheit. Die freigelassenen sudanesischen MSF-Mitarbeiter hätten zur Identität der Kidnapper keine Angaben machen können.

Bei der Entführung handele es sich um eine einzelne Tat einer unbekannten Gruppe, sagte ein Mitarbeiter des staatlichen Büros für humanitäre Angelegenheiten, Hassabo Abdel-Rahman. Auch das Außenministerium in Khartum verurteilte die Tat. Über mögliche Lösegeldforderungen war zunächst nichts bekannt.

Die französischen und niederländischen Abteilungen von Ärzte ohne Grenzen waren in der vergangenen Woche aus Darfur ausgewiesen worden. Die Teams aus Belgien, der Schweiz und Spanien durften in der Krisenregion bleiben.

Obama: Müssen die Helfer wieder vor Ort bringen

Die Regierung des Sudan hatte ingesamt dreizehn Hilfsorganisation ausgewiesen, nachdem der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag einen Haftbefehl gegen Staatschef Omar al-Baschir wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erlassen hatte.

Al-Baschir ist weltweit der erste amtierende Staatschef, gegen den der seit 2002 arbeitende Strafgerichtshof Haftbefehl erlassen hat. Durch den Bürgerkrieg in Darfur starben nach UN-Angaben in den vergangenen Jahren rund 300.000 Menschen, rund 2,7 Millionen Menschen wurden vertrieben.

US-Präsident Barack Obama hatte sich nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an diesem Dienstag besorgt über die Lage in Darfur geäußert. Es gebe dort eine "Krise von möglicherweise größerem Ausmaß als bisher angenommen", sagte er im Weißen Haus. Gemeinsam mit Ban sei er der Auffassung, dass die Welt einig und stark auf die jüngste Ausweisung westlicher Hilfsorganisationen aus dem Sudan reagieren müsse.

Die humanitären Hilfsgruppen müssten zurück in das Krisengebiet, seit ihrer Ausweisung habe sich die Lage vor Ort noch weiter verschlechtert. "Es ist nicht hinzunehmen, dass so viele Menschenleben in Gefahr geraten", meinte Obama. Die USA wollten aktiv mit den UN bei der Lösung der Krise zusammenarbeiten. "Wir müssen in der Lage sein, diese humanitären Organisationen wieder vor Ort zu bringen", erklärte der US-Präsident.

UN: Nach Ausweisung von Helfern muss eine Million Menschen hungern

Als Folge der Ausweisung werden nach Einschätzung in UN-Kreisen rund 1,1 Millionen Menschen dort hungern müssen. Sie dürften vorerst keine Nahrungsmittel mehr erhalten, erklärten Hilfsorganisationen am Dienstag in Genf. Insgesamt seien von der Ausweisung alleine in der Krisenregion Darfur 6500 nationale und internationale Helfer betroffen.

Insgesamt hätten 7610 Helfer im Sudan 30 Tage Zeit, das Land zu verlassen, nachdem Präsident al-Baschir die Ausweisung verfügt habe, hieß es. Für Mittwoch wurde in Darfur ein gemeinsames Team aus Mitgliedern der Vereinten Nationen sowie der sudanesischen Regierung erwartet. Dabei gehe es um eine Einschätzung der Lage für die Bereiche Ernährung und Versorgung, Nahrungsmittel, Wasser und Energie sowie Gesundheit, sagten Sprecher.

"Wir brauchen eine Bestandsaufnahme, was die Konsequenzen (der Ausweisung) sind", sagte Elizabeth Byrs vom UN-Koordinationsbüro Ocha. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden 1,5 Millionen Menschen in Darfur auch vom Abbau der Gesundheitsdienste betroffen sein. Das gelte besonders für das Frühwarnsystem für den Ausbruch von Krankheiten wie Cholera oder Durchfall, sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib.

© AFP/dpa/AP/ihe/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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