Ärzte:Friedlicher Präsident

Ein Wohlfühlärztetag für den Minister. Warum wohl?

Von Kim Björn Becker

Früher war der Deutsche Ärztetag häufig der Rahmen für eine ritualisierte Eskalation. Politik und Ärzteschaft standen sich meist unversöhnlich gegenüber. Wenn an diesem Freitag der 118. Ärztetag in Frankfurt zu Ende geht, können Politiker und Mediziner wohl auf ein neues Kapitel der Versöhnung zurückschauen.

Das hat zum einen etwas damit zu tun, dass der amtierende Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) als ruhiger Manager agiert, der Konflikte ungern eskalieren lässt. Vor allem aber hatte der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, kein Interesse am großen Knall: Mit Blick auf seine angestrebte Wiederwahl lag es im Interesse Montgomerys, seine Amtszeit als Erfolg zu verkaufen. Ein Nebeneffekt dieser Strategie war, dass die Themen Kommunikationskompetenz und globale Epidemien, also innenpolitisch eher weiche Sujets, im Mittelpunkt standen. Man mag das mutlos finden, doch zur Wahrheit gehört auch: Auf diese Weise sind an prominenter Stelle einmal Themen diskutiert worden, die sonst wohl dem politischen Klein-Klein anheimgefallen wären. Die Frage etwa, wie Ärzte mit Patienten umgehen, ist für die meisten Menschen wohl deutlich wichtiger als Details der Selbstverwaltung.

Das Ergebnis gibt Montgomery recht: Mit einer passablen Mehrheit ist der Hamburger Radiologe am Donnerstag in seinem Amt bestätigt worden.

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: