Abgeordnete:Wider die Empörung

Bald werden die Diäten erhöht - der Skandal wird ausbleiben.

Von Jan Bielicki

Von 9082 Euro im Monat lässt es sich nicht schlecht leben. Bei manchen derjenigen (und das sind die meisten), die deutlich weniger verdienen als die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, mag da ein leichtes Neidgefühl aufschimmern. Zumal wenn am 1. Juli noch einmal 245 Euro monatlich dazukommen, ganz automatisch, ohne quälendes Jahresgespräch, den Bittgang zum Chef, einen zermürbenden Arbeitskampf gar.

Bereits vor zwei Jahren haben die Abgeordneten sich diese Erhöhung ihrer Bezüge genehmigt, die ihnen prozentual genau so viel einbringt wie dem durchschnittlichen Arbeitnehmer im Land. Es war nicht mutig, mit der Koppelung an die Lohnsumme künftigen Debatten über die Höhe der Diäten aus dem Weg zu gehen. Aber es war verständlich. Denn regelmäßig ging es dabei nicht um die legitime Frage, was der Republik die Arbeit ihrer Repräsentanten wert sein muss. Sondern um bloße Empörung über das, was Undemokraten für Politik und garstig halten.

Ein Teil der Abgeordnetendiäten ist inzwischen zum Schmerzensgeld geworden, einer Entschädigung für den wachsenden Hass, der "den" Politikern immer offener entgegenschlägt. Es ist kein leichter Job, er ist in der Regel mit viel Arbeit verbunden und, ja, er ist einer der wichtigsten, den eine Demokratie zu vergeben hat. Und sollte jemand, der ihn tut, doch nicht verdienen, was sie oder er verdient: Der Vertrag ist alle vier Jahre kündbar.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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