2:2 in Gladbach:Achsenbruch auf Glatteis

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Gerade sah es so aus, als käme Borussia Mönchengladbach wieder in die Spur, da verspielt die Mannschaft ein 2:0 gegen Werder Bremen, fällt im Kampf um die Europapokalplätze zurück - und sorgt für Ernüchterung.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Zwei zu zwei gespielt, eine Zwei-Tore-Führung verspielt, in der zweiten Halbzeit, zwei Punkte verloren. Abergläubische Fans von Borussia Mönchengladbach konnten nach dem Spiel am Freitagabend gegen Werder Bremen durchaus verzweifeln. Die Verantwortlichen dafür, dass die Gladbacher Misere nach dem hoffnungsstiftenden 1:0-Sieg in Hannover weitergeht, klagten hinterher primär darüber, dass sie Stabilität, Struktur und Punkte durch die notwendig gewordenen Herausnahmen ihrer beiden zentral-defensiven Mittelfeldspieler Denis Zakaria und Christoph Kramer verloren hatten.

Kramer verletzte sich in der 72. Minute und musste hinaus - er klemmte sich einen Nerv im Wadenbeinköpfchen ein und konnte am Samstag bereits wieder trainieren. Den Schweizer Zakaria, der Gladbachs erstes Tor geschossen und das zweite vorbereitet hatte, nahm der Trainer Dieter Hecking zur Pause nach eigenem Gusto aus dem Spiel, weil er ihm akute Gelb-Rot-Gefahr anheimstellte und nach eigener Auskunft keine Alternative sah, als ihn aus der Gefahrenzone zu entfernen. "Gerade auf diesem Boden, wo es glatt war und man aber trotzdem in die Zweikämpfe musste", erklärte Hecking.

Konsterniert am Freitagabend: Gladbachs Lars Stindl muss darüber nachdenken, was genau gerade eigentlich passiert ist in der zweiten Halbzeit gegen Bremen. (Foto: Marius Becker/dpa)

So profitierten die nach der Pause ohnehin stark aufspielenden Bremer auch davon, dass anstelle des jungen Zakaria nach der Pause der noch jüngere Michael Cuisance spielte und anstelle von Kramer ab der 73. Minute der eigentliche Rechtsverteidiger Tony Jantschke. "Mit dem Verlust der beiden arrivierten Sechser haben wir natürlich auch Stabilität verloren", klagte Sportdirektor Max Eberl, "so eine wichtige Achse spielt schon eine bedeutende Rolle, und wir haben bei 2:0-Führung eben unser Herzstück verloren."

Dieses Spiel hatte durch den unablässig herabrieselnden Schnee ein bisschen was von Eishockey: häufiger Wechsel beim Ballbesitz, wenig Kontrolle, geringe Standfestigkeit der Athleten. Die Gladbacher hatten zwar einen neuen Rasen verlegen lassen, aber mit all dem Schnee darauf glich er trotzdem einer Rutschbahn. Den Gladbachern war das anfangs allerdings ganz recht, bekamen sie von den Bremern doch erhebliche Hilfestellungen zu ihren Treffern. Ihr erstes Tor bereitete der Bremer Thomas Delaney nach nur fünf Minuten vor, und ihren zweiten Treffer erzielte der Bremer Niclas Moisander sogar selbst, als er nach gut einer halben Stunde eine scharfe Hereingabe vom 1:0-Schützen Zakaria ins eigene Tor abfälschte. Da tanzten die heimischen Fans schon, doch das böse Ende kam noch.

Johanssons Ausgleich ist ein Signal im Bremer Abstiegskampf

Der gelbbelastete Zakaria beging zwei Fouls, die ihm noch vor der Pause schon jeweils Gelb-Rot hätten einbringen können, so dass Hecking mit der Auswechslung das gute Gefühl verband, nach der Pause überhaupt noch elf Spieler auf den Platz schicken zu können. Doch trotz personeller Gleichzahl entglitt den Gladbachern der Erfolg in der letzten halben Stunde noch, weil nach 59 Minuten Yann Sommer einen Kopfball von Delaney nicht erreichte. Der Kopfball war eigentlich ein Schulterball, denn Delaney hatte den Ball gar nicht richtig erwischt. Den 2:2-Ausgleich erzielte in der 78. Minute der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Aron Johansson, der den Ball freistehend im Gladbacher Strafraum derart kraftvoll ins Tor drosch, dass es nicht nur einen Punktgewinn bedeutete, sondern auch ein optisches Signal im Abstiegskampf. "Dieser Punkt ist gut für die Moral", sagte Werders Trainer Florian Kohfeldt.

Kleine Verletzung mit großer Wirkung: Ohne Christoph Kramer, der sich in der 72. Minute einen Nerv einklemmte, kassierte die Gladbacher Defensive den Ausgleich zum 2:2-Endstand. (Foto: Marius Becker/dpa)

Die Gladbacher hingegen klangen sehr nüchtern, die Borussia bringt der eine Zähler im Kampf um die Europapokal-Plätze kaum weiter. "Wir müssen das annehmen", sagte der vor dem Tor wieder mal harmlose Lars Stindl über das Ergebnis. Es klang, als spräche er über ein hartes Urteil.

© SZ vom 04.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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