Zum Tod von Elly Beinhorn:Die Pionierin der Lüfte

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Sie war die erste Frau, die im Alleinflug die Welt umrundete: Elly Beinhorn. Die Luftfahrtpionierin und Ehefrau des Rennfahrers Rosemeyer starb jetzt im Alter von 100 Jahren in einem Seniorenstift bei München.

Ein Vortrag des Atlantikpiloten Hermann Köhler brachte einst Elly Beinhorn zum Fliegen. Gegen den Widerstand ihrer Eltern machte sie 1928 den Sportfliegerschein - und startete eine außergewöhnliche Fliegerkarriere. Sie war die erste Frau, die im Alleinflug die Welt umrundete. Am vergangenen Mittwoch starb die Luftfahrt-Pionierin in einem Seniorenstift bei München im Alter von 100 Jahren, wie am Wochenende bekannt wurde.

Die Trauerfeier fand bereits am Freitag im engsten Familienkreis in Ottobrunn bei München statt. Beinhorn soll offenbar später in Berlin auf dem Dahlemer Friedhof im Ehrengrab ihres Ehemannes Bernd Rosemeyer beigesetzt werden. Elly Beinhorn hatte Ende Mai ihren 100. Geburtstag gefeiert.

Beinhorn lernte das Fliegen in einer Zeit, als es in den Maschinen weder Funk, Radar noch Autopilot gab - und in der Frauen keine Passagierflugzeuge steuern durften. Sie arbeitete deshalb ab 1929 als Kunstfliegerin bei Flugschauen und behauptete sich dort mit ihrem technischen Können. Mehrfach trat sie mit dem legendären Flieger Ernst Udet auf.

Die erste Leistung, die Beinhorn als Fliegerin bekannt machte, war 1931 ihr Alleinflug nach Afrika - in einem Kleinflugzeug mit einem 40-PS-Motor. Sie erreichte ihr Ziel im heutigen Guinea-Bissau in 70 Flugstunden über eine Strecke von 7.000 Kilometer und ohne moderne Navigationshilfen. Noch abenteuerlicher war ihre Notlandung wegen eines Ölrohrbruchs auf dem Rückflug. Beinhorn blieb vier Tage verschollen und marschierte zu Fuß 50 Kilometer durch die Wüste nach Timbuktu.

Im Dezember 1931 brach die Kaufmannstochter aus Hannover in ihrer Klemm-Argus-Maschine zu einem Weltflug auf. Über den Nahen Osten erreichte sie Kalkutta, überflog den Himalaya, reiste über Bangkok und Bali nach Port Darwin in Australien, überquerte den Stillen Ozean zu Schiff, startete in Panama zum Flug über die Kordilleren und traf im Juli 1932 nach drei Notlandungen auf dem rund 31.000 Kilometer langen Flug am Ziel Buenos Aires ein.

Dafür überreichte ihr Reichspräsident Paul von Hindenburg den Hindenburg-Pokal. Dank des Preisgeldes war sie als Fliegerin erstmals schuldenfrei. Im Sommer 1933 umrundete Beinhorn Afrika, und 1934/1935 unternahm sie einen weiteren Flug durch Mittel- und Südamerika. Eine weitere Spitzenleistung war am 13. August 1935 ihr Eintagesflug von Gleiwitz nach Albanien und zurück nach Berlin. 1936 flog sie auf ihrem Rekordflug Berlin - Damaskus - Kairo - Athen - Budapest - Berlin an einem Tag drei Kontinente an.

Goldmedaille im europäischen Sternflug

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Beinhorn 1948 auf Einladung eines französischen Segelfliegerlagers das Segelfliegen. 1951 erwarb sie ihren Flugschein in der Schweiz und flog als Reporterin allein durch die Welt. In den folgenden Jahren nahm sie wieder an Wettbewerben teil. So gewann sie 1959 eine Goldmedaille im europäischen Sternflug.

Beinhorn veröffentlichte während ihrer Karriere mehrere Bücher, zuletzt ihre Erinnerungen "Alleinflug. Mein Leben". Während ihrer Karriere arbeitete die Pilotin auch für Fernsehen und Radio, war Moderatorin bei Motorsporttagen, testete Autos, publizierte Fotos und hielt Vorträge.

Privat musste Beinhorn einen schweren Schlag verkraften: Im Juli 1936 hatte sie den Spitzenrennfahrer Bernd Rosemeyer geheiratet, sich aus der Fliegerei zurückgezogen und war kurz darauf Mutter geworden. Doch Rosemeyer starb bereits 1938 bei Weltrekordversuchen auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt.

Noch im selben Jahr begann Beinhorn wieder mit dem Fliegen und gab ihren Pilotenschein erst in den siebziger Jahren ab.

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