Zirkusartist Johann Traber:Zurück in die Höhe

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Knapp überlebte Johann Traber einen Sturz aus mehr als 50 Metern Höhe. Nun will der Artist wieder zurück aufs Seil.

Martina Farmbauer

Das Unglück ereignete sich an einem Festtag. Die Hamburger weihten den neuen Jungfernstieg ein, und Johann Traber, Spross einer der bekanntesten Artistenfamilien Deutschlands, saß in 52 Meter Höhe auf einem Mast.

Plötzlich knickte dessen Spitze ab, Johann Traber stürzte in die Tiefe und schlug unten gegen den Mast. Sein Schädel war gebrochen, ebenso das Becken, der linke Ober- und Unterschenkel und alle Rippen auf der linken Seite. Neun Stunden operierten die Ärzte in einem Hamburger Krankenhaus Johann Traber. Zu seinen Eltern sagten sie: "Ihr Sohn wird die erste Nacht nicht überleben." Das war am 21. Mai 2006.

Am 8. Mai dieses Jahres trat Johann Traber, 23, in München wieder auf. Er saß auf einem Trapez, das an einem Motorrad befestigt war, mit dem sein Vater in 40 Meter Höhe über ein Seil fuhr. "Damals war ich nur dabei", sagt Johann Traber. Er spricht undeutlich, eine Folge des Unfalls. Er habe eine Schraube locker, entschuldigt er sich: "Ich darf das sagen, denn ich habe genug Schrauben in meinem Körper." Über 20 sind es, mit denen die Ärzte seine Knochen wieder zusammenflickten.

"Das normale Leben ist mir zu langweilig"

Aber das wird Johann Traber nicht von seiner Rückkehr in die Höhe abhalten, allein will er über das Seil gehen, mit dem Motorrad darüber fahren und andere Nummern aufführen: "Ich bin auch schon wieder ein bisschen am Trainieren." Derzeit übt er auf einem nur zwei Meter hohen Mast im Garten des Hofes der Familie.

Bisher kann er sich nur darauf legen und stellen. Aber Johann Traber sagt: "Es ist ein wunderschönes Gefühl. Ich freue mich sehr, auch weil ich die Arbeit vermisst habe." Angst habe er keine, aber wirklich sagen könne er das erst, wenn er seine Übungen richtig mache. Richtig heißt in 52 Meter Höhe, so wie vor dem Unfall. Spätestens in einem Jahr soll es so weit sein.

Es stellt sich jedoch die Frage, warum Johann Traber überhaupt wieder dort hinauf möchte, nachdem er gerade noch mit dem Leben davongekommen ist. "Das möchte ich auch gerne wissen", sagt er. Dann fügt er hinzu: "Ich mache das für mich selbst. Das normale Leben ist mir zu langweilig." Wenn überhaupt, dann kann sich der begeisterte Passatfahrer höchstens vorstellen, in einem Automobilkonzern oder einer Kfz-Werkstatt zu arbeiten.

Aber die Tradition verbietet ein Fremdgehen eigentlich. In der 14. und 15. Generation sind Johann Traber und sein Vater nun schon Artisten. Johann jun. wurde auf dem Seil getauft, als er fünf Jahre alt war, stand er zum ersten Mal auf einem. Er ist in dieser Welt zu Hause - wie es scheint auch nach dem schweren Unglück von Hamburg.

© SZ PrimeTime vom 21.11.07/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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