Wissenschaft:Rassismus schadet Ihrer Intelligenz

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Experimente von Hirnforschern belegen, dass Vorurteile den Verstand blockieren.

Von Wiebke Rögener

Dass rassistische Vorurteile kein Zeichen für ausgeprägte Klugheit sind, mag nicht überraschen. Doch erstmals konnten Hirnforscher und Psychologen nun messen, wie sehr Antipathie gegenüber Schwarzen das Denkvermögen weißer Studenten ruiniert (Nature Neuroscience online, 16.11.2003).

Mit einem Computertest ermittelten die Forscher des Dartmouth College und der Universität Princeton zunächst, ob jemand Vorbehalte gegen Schwarze hat. Dafür mussten die Versuchsteilnehmer möglichst schnell per Knopfdruck entscheiden, ob ein Begriff (zum Beispiel "schön") positiv oder negativ besetzt ist oder ob ein Name eher häufig unter Weißen vorkommt (wie "Nancy") oder unter Schwarzen (wie "Lakisha"). Für die vier Antworten gab es aber nur zwei Tasten.

Entweder war eine für "negativ" und "weiß" vorgesehen und eine andere für "positiv" und "schwarz" oder es wurde umgekehrt "negativ" mit "schwarz" und "positiv" mit "weiß" gekoppelt. Einige Probanden reagierten deutlich langsamer, wenn sie für die Antworten "schwarz" und "positiv" denselben Knopf drücken mussten. Wer sich so schwer tut, angenehme Gedanken mit Schwarzen zu verbinden, hat offenbar Ressentiments gegen Afroamerikaner, schlossen die Forscher.

Die These wurde durch einen Blick ins Hirn der Versuchsteilnehmer gestützt: Wenn die vorurteilsbeladenen Studenten Fotos von Gesichtern farbiger Menschen betrachteten, wurde bei ihnen ein Zentrum im rechten Vorderhirn aktiv, das für die Kontrolle von Emotionen und Verhalten zuständig ist. Der Anblick von Gesichtern Weißer ließ diese Hirnregion dagegen kalt.

Wer Schwarze für minderwertig hält, muss sein Gehirn offenbar anstrengen, um trotzdem ein Verhalten an den Tag zu legen, das gesellschaftlich akzeptabel ist, schlussfolgern die Wissenschaftlern aus ihren Versuchen. Für Rassisten bedeutet es daher eine geistige Strapaze, wenn sie mit einem Schwarzen auch nur reden müssen.

Das belegte auch ein dritter Versuch, in dem sich die Studenten einige Zeit entweder mit einer weißen oder einer dunkelhäutigen Person unterhalten sollten. Anschließend wurde ihre Auffassungsgabe geprüft: Auf einem Bildschirm erschienen Worte, die eine Farbe bezeichnen, in einer anderen Farbe - also etwa das Wort "grün" in roten Lettern. Gefragt wurde nach der Farbe der Schrift.

Diejenigen Teilnehmer, die schon durch rassistische Voreingenommenheit aufgefallen waren, gaben deutlich mehr falsche Antworten, wenn sie vor dem Test mit einem Schwarzen zusammen waren. Aus den Ergebnissen der ersten beiden Versuche - also aus dem Vorurteils-Check und der Messung der Hirnaktivität beim Anblick schwarzer Gesichter - ließ sich sogar vorhersagen, wie gut die Studenten nach der Unterhaltung mit einem farbigen Menschen im Test abschneiden würden.

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