Wetterchaos in Europa:Der Winter macht Ernst

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Hochwasser in Italien, Stürme in Spanien, Schneemassen in Frankreich: Europa im Wetterchaos. Entwarnung gibt es kaum.

Stefan Ulrich und Varinia Bernau

Die Regenpause in Rom dauerte nur wenige Stunden. Am Sonntag schien endlich ein wenig die Sonne, doch bereits in der Nacht zum Montag setzten die Wolkenbrüche wieder ein.

Wetterchaos in Weiß: 21 Stunden lang war diese Straße in der spanischen Region León wegen der Schneemassen geschlossen. (Foto: Foto: AFP)

Der Zivilschutz befürchtet eine neue Hochwasserwelle im Tiber, nachdem der Fluss am Freitag den höchsten Wasserstand seit 40 Jahren erreicht hatte. Auch der andere Fluss der Stadt, der Aniene, schwoll wieder an. Am Montag bemühten sich die Behörden weiter darum, einige Boote zu entfernen, die sich losgerissen und an den Bögen der Engelsbrücke verkeilt hatten. Der Verkehr auf der Ringstraße um Rom und auf den Einfallstraßen brach teilweise zusammen. Straßen und Plätze in den Vororten verwandelten sich in Wasserflächen.

Die Stadtregierung wird kritisiert, sie habe die Abwasserkanäle unter den Straßen nicht ausreichend saubergehalten, so dass die Wassermassen nun nicht abfließen können. Umweltexperten bemängeln zudem die Versiegelung des Bodens durch unkontrolliertes Bauen in vielen Teilen Italiens. Die Hochwasserschäden dieser Tage sollen sich allein in Rom bereits auf 150 Millionen Euro summieren.

Auch die anderen Teile des Landes leiden schwer unter den heftigen Niederschlägen. In den Höhenlagen vom Piemont bis nach Apulien wurden Bahn- und Straßenverbindungen durch starke Schneefälle unterbrochen, etliche Behörden und Schulen blieben geschlossen. Inseln wie Lampedusa und Pantelleria sind wegen des schlechten Wetters nicht mehr mit Schiffen erreichbar.

Zuflucht in der Turnhalle

In weiten Teilen Westeuropas sind ähnliche Wetterkapriolen zu beobachten. Und sie hinterlassen ein ähnliches Chaos: In Frankreichs Süden beispielsweise besteht nach massiven Schnee- und Regenfällen am Wochenende Hochwassergefahr. In der Stadt Cavaillon, im Département Vaucluse, wurden 80 Menschen am frühen Montagmorgen in einer Turnhalle in Sicherheit gebracht. Im Département Haute-Loire blieben die Schulen geschlossen, in den angrenzenden Gebieten fuhren keine Schulbusse.

In den starken Schneestürmen über Mittel- und Südfrankreich sind drei Menschen ums Leben gekommen. Im Jura-Gebirge im Osten des Landes wurde ein 58-jähriger Schweizer von einer Lawine mitgerissen. Eine Frau, die auf schneebedeckten Gleisen spazieren gegangen war, wurde von einem Zug überfahren, ein 50-jähriger Autofahrer verlor auf glatter Fahrbahn die Kontrolle über sein Fahrzeug und starb. Fast 95.000 Haushalte im Zentralmassiv waren am Montag noch ohne Strom. Durch die Ausfälle brachen etwa 15.000 Telefonleitungen zusammen.

Heftige Schneestürme auch über Nordspanien. Auf der Autobahn zwischen Oviedo und León hatten sich stellenweise Schneemassen von bis zu einem Meter Höhe angehäuft und insgesamt etwa 600 Fahrzeuge blockiert, wie spanische Medien berichteten. Das Militär konnte die Insassen befreien. Nicht mal die Schönwetterinsel Mallorca blieb verschont: Ein kräftiger Hagelschauer überzog Teile der Sierra de la Tramuntana im Norden der Insel mit einer Eisdecke.

In Österreich hat der Winter den Menschen nur eine kurze Entspannung gegönnt: Die Straße ins Kärntner Lesachtal wurde kurz nach der Freigabe am Montag erneut gesperrt. Bereits am Wochenende waren Stalldächer unter den Schneemassen zusammengebrochen und hatten einige Rinder erschlagen. In den Schweizer Kantonen Wallis und Tessin waren Täler zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten; mindestens zwei Menschen starben am Wochenende in Lawinen. Im Südwesten Englands schließlich mussten am Sonntag mehr als 30 Menschen aus ihren Fahrzeugen gerettet werden, nachdem sie auf überfluteten Straßen steckengeblieben waren. Eine 22-Jährige kam in dem starken Regen bei einem Autounfall ums Leben.

Entwarnung gibt es kaum: Für Rom etwa haben die Meteorologen für den Dienstag noch heftigere Niederschläge angekündigt. Der Trost: An Weihnachten soll dann die Sonne scheinen.

© SZ vom 16.12.2008/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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