Washington:Chefin von Callgirl-Ring begeht Selbstmord

Die Dienste der "D.C. Madam" waren auf Diskretion angelegt. Im vergangenen Jahr brachte ein Prozess ihre Arbeit an die Öffentlichkeit - und Politiker zu Fall. Nun wurde die Frau tot aufgefunden.

Die wegen Zuhälterei verurteilte Chefin eines schillernden Washingtoner Edel-Prostitutionsrings hat Selbstmord begangen. Die als "D.C. Madam" bekannt gewordene Deborah Jean Palfrey wurde nach Polizeiangaben am Donnerstag in einem Schuppen im Bundesstaat Florida erhängt aufgefunden.

Pressekonferenz der Polizei: An diesem Ort wurde Deborah Palfrey leblos aufgefunden. (Foto: Foto: AP)

Am Fundort der Leiche seien "handgeschriebene Mitteilungen über die Selbstmordabsicht des Opfers" gefunden worden, sagte Polizeisprecher Jeffrey Young in der Ortschaft Tarpon Springs. "Hinweise auf ein Fremdeinwirken gibt es nicht."

Die 52 Jahre alte Palfrey war im April in einem spektakulären Prozess wegen Zuhälterei schuldig befunden worden. Die Verhängung eines Strafmaßes stand noch aus. Das Verfahren hatte Aufsehen erregt, weil Kunden aus höchsten Kreisen der Washingtoner Politik und Gesellschaft die Dienste von Palfreys Escort-Agentur in Anspruch genommen hatten und zum Teil durch die Ermittlungen bloßgestellt wurden.

Im vergangenen Jahr entschuldigte sich der republikanische Senator David Vitter öffentlich dafür, dass er Kunde von Palfreys Mitarbeiterinnen war. Der Chef der US-Entwicklungsbehörde, Randall Tobias, erklärte seinen Rücktritt, nachdem auch er als Kunde identifiziert worden war. Auch Angehörige und Mitarbeiter der Streitkräfte, der NASA, der Weltbank und des Währungsfonds IWF waren in der Kundendatei verzeichnet.

Palfrey selbst hatte immer wieder beteuert, lediglich einen Begleitservice, nicht aber eine Sexvermittlung betrieben zu haben. Nach Polizeiangaben erhängte sie sich am Donnerstagvormittag in einem Schuppen, der sich neben dem Haus ihrer Mutter in Tarpon Springs befindet. Die 76-Jährige habe die Leiche entdeckt und die Polizei alarmiert.

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