Waldbrände in Kalifornien:Gore: Klimawandel löst Brände aus

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Der Friedensnobelpreisträger hat die globale Erwärmung für die Waldbrände in Kalifornien verantwortlich gemacht. Zugleich lobte er Gouverneur Schwarzenegger - und schwieg zu Präsident Bush.

Der ehemalige US-Vizepräsident und Friedensnobelpreisträger Al Gore hat den weltweiten Klimawandel für die verheerenden Waldbrände in Kalifornien verantwortlich gemacht. In einer umfangreichen Rede vor Gästen des österreichischen Mobilfunkbetreibers Mobilkom sagte Gore am Mittwochabend, der Klimawandel sei hauptverantwortlich für die Feuerkatastrophe.

In Südkalifornien habe es in diesem Jahr weniger als drei Zentimeter geregnet. Die Temperaturen hätten in den vergangenen Tagen um zehn Grad höher gelegen seien als im früheren Durchschnitt. Dazu hätten die starken Winde die Situation zusätzlich verschlechtert.

Angesichts der globalen Erwärmung warnte Gore vor einer "planetaren Notsituation". Das Eis an den Polkappen könnte wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge bereits in einer Generation abgeschmolzen sein.

Lob spendete der Demokrat Gore Kaliforniens republikanischem Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der einen "tollen Job" mache und in klima-politischer Hinsicht wichtige Akzente setze. Er habe mit ihm engen Kontakt und sehe Möglichkeiten, über Parteigrenzen hinweg weitere Partner zu finden, um den Klimawandel zu stoppen. Über Präsident Bush äußerte sich Gore nicht.

Leichte Entspannung in den Krisengebieten

Die Lage im kalifornischen Katastrophengebiet hat sich vier Tage nach Beginn der Waldbrände entspannt.

Bis Mittwochabend konnten alle Brände bei Los Angeles gelöscht werden, wie die Behörden mitteilten. Weiter südlich bedrohte ein Feuer noch mehr als 8000 Häuser im Bezirk San Diego.

Die Feuerwehr schöpfte aber Hoffnung aus dem ersehnten Wetterumschwung: Der heiße Ostwind, der die Flammen immer weiter vorangetrieben hatte, flaute endlich ab und soll in den nächsten Tagen kühlerem Meereswind Platz machen.

Der gefürchtete Santa-Ana-Wind erreichte am Mittwoch nur noch Geschwindigkeiten von 30 bis 60 Kilometern in der Stunde. Zu Beginn der Woche waren es bis zu 160 Stundenkilometer gewesen.

Damit werde es möglich, die Brandbekämpfung aus der Luft zu verstärken, sagte Heimatschutzminister Michael Chertoff. Hubschrauber und Tankflugzeuge luden am Mittwoch mehr als 30 Wasserladungen auf einen Brand in den San-Bernardino-Bergen ab, der bei Lake Arrowhead mehrere hundert Häuser zerstörte. Die Brände zerstörten rund 1500 Häuser, davon allein 1200 im Bezirk San Diego. "Wir haben alles verloren und wissen nicht, wie es weiter gehen soll", sagte eine verzweifelte Mutter.

Größte Evakuierungsaktion Kaliforniens

Von dort gab es eine erste Schätzung zu den Sachschäden: Die Behörden gehen davon aus, dass die Verluste nur in diesem Bezirk mindestens eine Milliarde Dollar (700 Millionen Euro) erreichen. Mindestens 500.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen - das ist die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte von Kalifornien. Mehr als 172.000 Hektar Wald- und Buschland wurden verkohlt. Das entspricht einer Fläche, die etwa halb so groß ist wie das Saarland.

US-Präsident George W. Bush versicherte den Betroffenen, dass sie nicht allein gelassen würden. "Wir sind besorgt um ihre Sicherheit, wir sind besorgt um ihr Eigentum", sagte Bush nach einer Kabinettssitzung. Der US-Präsident und Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger lobten die Hilfsarbeiten. "Anders als bei früheren Katastrophen haben wir hier dafür gesorgt, dass die Leute vor Ort, der Staat und die Bundesbehörden ganz schnell handeln", sagte Schwarzenegger.

In einigen Regionen konnten die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren, so etwa in den Ortschaften Carlsbad, Chula Vista, Del Mar, Encinitas und Solana Beach.

Die Feuerwehr in Kalifornien erwartet nun eine verstärkte Unterstützung aus anderen US-Staaten. Der Feuerwehrchef im Bezirk Orange, Chip Prather, kritisierte, das Leben seiner Männer werde gefährdet, weil es zu wenig Einsatzkräfte gebe. Bei einem verstärkten Einsatz von Löschflugzeugen hätte ein Brand bei Irvine unter Kontrolle gebracht werden können.

Hinweise auf Brandstiftung

Bei den Waldbränden wurden 21 Feuerwehrleute und mindestens 24 Bewohner verletzt. Ein Mensch kam in den Flammen ums Leben. Die Behörden von San Diego teilten mit, dass außerdem fünf Menschen während der Evakuierung ums Leben kamen. Bei einer ähnlichen Katastrophe vor vier Jahren hatten noch 22 Menschen ihr Leben verloren.

Die Polizei hat unterdessen mehr Personal zur Verhinderung von Plünderungen abgestellt. Zugleich wurde eine Belohnung zur Ergreifung von Brandstiftern ausgesetzt. "Es besteht der Verdacht, dass mindestens einer der Brandherde gelegt wurde", berichtete der US-Fernsehsender CNN. Der LA Times zufolge haben Beamte nordöstlich von Los Angeles einen Verdächtigen erschossen und einen weiteren festgenommen. Zudem seien Häuser durchsucht worden.

Die Ermittlungen zu einem Brand im Orange County, der neun Häuser zerstörte, ergab, dass das Feuer an drei unterschiedlichen Stellen gleichzeitig begann. Im Bezirk San Bernardino wurde ein Verdächtiger verhaftet. Aus Angst vor Trittbrettfahrern wurden in der gesamten Region die Kontrollen verschärft.

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