Waffenhändler Viktor Bout:Auslieferung in die USA unsicher

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Nach der Festnahme des Waffenhändlers Viktor Bout in Bangkok erwägt Thailand, den Russen selbst anzuklagen - und daher nicht auszuliefern.

Nach der Festnahme des jahrelang gesuchten Waffenhändlers Viktor Bout in Thailand ist noch nicht klar, wann und ob er in die USA ausgeliefert wird. "Wenn er für schuldig befunden wird, kommt er hier für zwei bis zehn Jahre ins Gefängnis", sagte ein Mitglied der Untersuchungsbehörde am Freitag in Bangkok.

Begleitet von schwer bewaffneten Polizisten wurde Waffenhändler Viktor Bout einen Tag nach seiner Festnahme der Presse vorgeführt. (Foto: Foto: afp)

Nach Angaben des Polizeigenerals Surapol Tuanthong könnte Bout ein Prozess in Thailand wegen Unterstützung von Terroristen drohen. Sollte es genügend Beweise geben und der thailändische Generalstaatsanwalt den Fall vor ein Gericht des Landes bringen, müsse sich der Russe dort einem Prozess stellen, sagte er. Reichten die Beweise nicht für ein Verfahren, könne er ausgeliefert werden.

Andere Polizeiquellen gingen davon aus, dass die Vorwürfe in Thailand fallengelassen würden, damit der 41-Jährige doch zügig an die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden kann. Bout wird laut US-Justizministerium unter anderem vorgeworfen, Waffen an kolumbianische Rebellen verkauft zu haben. Auch Russland und weitere Länder erwägen einen Auslieferungantrag.

Schweigend und scheinbar ungerührt

Bout wurde einen Tag nach seiner Festnahme in Thailand der Presse vorgeführt. Begleitet von 15 schwer bewaffneten Polizisten wurde der Russe in Handschellen den Journalisten präsentiert. Schweigend und anscheinend ungerührt verfolgte er, wie ranghohe Vertreter der thailändischen Polizei und der US-Antidrogenbehörde (DEA) Einzelheiten zu seiner Festnahme bekanntgaben.

Bout sei mit vier weiteren Russen und einem Briten am Donnerstag in dem Bangkoker Fünf-Sterne-Hotel festgenommen worden, sagte Oberleutnant Nondhawat Amaranonda. "Wir klopften an die Tür, informierten sie und nahmen sie fest", sagte er.

"Sie hatten keine Waffen und wehrten sich nicht." Die vier Russen und der Brite seien kurz darauf wieder freigelassen worden. 50 Polizisten und Drogenfahnder der DEA waren demnach an dem Einsatz beteiligt.

Der Waffenhändler war am Donnerstag in Thailand gefasst worden. Der Ex-Major der Sowjetarmee gilt als "Händler des Todes", der nicht nur Rebellen in aller Welt, sondern auch die Taliban in Afghanistan und das Terrornetzwerk al-Qaida mit Waffen ausgerüstet haben soll. Er hat dies stets zurückgewiesen.

Bout hatte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in großem Stil Flugzeuge und Waffenbestände aufgekauft und damit ein weltweites florierendes Geschäft aufgebaut. Der Waffenhändler bezeichnete sich immer als ganz normalen Geschäftsmann.

© AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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