Wärmerekord:Wärmstes Jahr aller Zeiten

Lesezeit: 2 min

Die Erderwärmung lässt grüßen: In Deutschland war der Zeitraum von zwischen Juni 2006 und Mai 2007 die wärmsten seit Beginn der Messungen. Bundesweit lag die Durchschnittstemperatur mit elf Grad Celsius drei Grad höher.

Laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung waren die Forscher von der Größe des Rekords überrascht. Falls sich diese Tendenz in nächster Zeit fortsetze, sei dies eine Beschleunigung der Erwärmung in Deutschland, wie sie bisher von Klimaforschern nicht erwartet worden sei.

"Wir nehmen aber erstmal an, dass dies ein statistischer Ausreißer ist", sagte Klimaforscher Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe.Ein Sprung von drei Grad in der Durchschnittstemperatur sei nie zuvor beobachtet worden. "In den vergangenen fünfzig Jahren zuvor hat sich die Mitteltemperatur in Deutschland insgesamt nur um ein Grad erhöht", sagte er.

Die Wissenschaftler hatten bei einer Routineuntersuchung zunächst festgestellt, dass die Durchschnittstemperatur in Potsdam zwischen Juni 2006 und Mai 2007 mit 11,7 Grad Celsius um drei Grad höher lag als in jedem anderen Zwölf-Monats-Zeitraum seit Beginn der Messungen im Jahr 1893.

Bei Analysen der Werte aus 24 von der Nordseeküste bis zur Zugspitze über Deutschland verteilten Wetterstationen habe sich der Wärmerekord für das ganze Land bestätigt, erklärte Gerstengarbe. Weitere Wettermerkmale wie Niederschlag oder Stürme wollen die Forscher demnächst auswerten.

Diese neue Höchstmarke ist nicht die einzige aus den vergangenen Wochen

Der Frühling 2007 war in Deutschland der wärmste seit Beginn der flächendeckenden Wetter-Aufzeichnungen im Jahr 1901, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach gemessen hat. In den Monaten März bis Mai war es demnach ebenfalls fast drei Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt.

Und der vergangene Winter war weltweit nach Erkenntnissen von US-Forschern der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Die Temperatur habe von Dezember bis Februar 0,72 Grad über dem Mittelwert des 20. Jahrhunderts gelegen, hatte die US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA) im März berichtet.

Nach diesen Angaben stieg die weltweite Temperatur seit 1906 im Durchschnitt um 0,06 Grad pro Jahrzehnt.

Auch das gesamte Jahr 2006 wird als Jahr neuer Wetterrekorde in die Klimageschichte eingehen. So gab es nach Daten der Weltwetterorganisation (WMO) der Vereinten Nationen in Teilen Europas wie etwa Großbritannien (gemessen seit 1659), den Niederlanden (1706) und Dänemark (1768), den heißesten Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen.

Extreme Wetterereignisse in Deutschland nehmen zu

Der Klimarat der Vereinten Nationen hatte in seinem kürzlich vorgelegten Bericht zur Erderwärmung erneut festgestellt, dass der Mensch das Klima verändert und die globalen Temperaturen erhöht. Dies wird auch Folgen für Deutschland haben, wie das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg erläutert hatte. Dort war die bislang umfassendste Klimasimulation für Deutschland entstanden. Demnach muss sich das Land spätestens zur Mitte des Jahrhunderts auf die Zunahme extremer Wetterereignisse wie starker Sommergewitter oder längerer Trockenperioden einstellen. Auch lange Hitzeperioden - etwa wie im Jahr 2003 - werden künftig wahrscheinlicher.

Wetterkapriolen: Urlauber sitzen auf Helgoland fest

Ein Sturmtief mit orkanartigen Böen und heftigem Regen ist am Mittwoch über Norddeutschland hinweggefegt und hat erhebliche Schäden verursacht. Mindestens zwei Menschen wurden verletzt.

Wegen rauer See waren am Siebenschläfertag 440 Helgoland-Touristen auf Deutschlands einziger Hochseeinsel fest, weil ihre Schiffsverbindung nach Hamburg angesichts des Wetters verschoben wurde. Alle betroffenen Urlauber wurden in Pensionen, Turnhallen und Schulen untergebracht. "Die werden alle gut versorgt. Unsere Gastronomie ist auf so etwas eingestellt", sagte Bürgermeister Frank Botter, der nach einer Dienstreise zunächst selbst nicht vom Festland auf die Insel kam: "Für manch einen ist das bestimmt ein Abenteuer."

Tausende Haushalte in Mecklenburg blieben zeitweise ohne Strom, Bahn- und Fährlinien wurden unterbrochen, Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz.

"So ein heftiger Sturm ist für Ende Juni ungewöhnlich", sagte der Sprecher der Wasserschutzpolizei in Husum, Wolfgang Boe. Auch am Donnerstag soll es im Norden kühl und windig bleiben.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: