Wachkoma-Patientin:US-Richter entscheidet gegen künstliche Ernährung

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Die künstliche Ernährung der Koma-Patientin Terri Schiavo wird nicht wieder aufgenommen. Das hat ein US-Bundesrichter entschieden.

Der Wachkoma-Patientin Terri Schiavo wird keine Magensonde zur künstlichen Ernährung mehr eingesetzt.

Die Schwester von Terri Schiavo und ihr Vater Bob Schindler. (Foto: Foto: Reuters)

Mit dieser Entscheidung lehnte Bundesrichter James Whittemore in Florida einen Antrag ihrer Eltern ab, die die Fortsetzung der am Freitag beendeten künstlichen Ernährung fordern.

Zur Begründung seiner Entscheidung sagte Richter Whittemore, die Eltern hätten nicht darlegen können, dass ihr Bestreben vor Gericht ausreichend Aussicht auf Erfolg haben würde. Schiavos Interessen seien von den Gerichten in Florida gewahrt worden.

Trotz der schwierigen Umstände und des Zeitdrucks sei das Gericht an die Gesetze gebunden.

Ein Vertreter der Eltern Schiavos kündigte umgehend an, vor dem Bezirksberufungsgericht in Atlanta Rechtsmittel einzulegen. Dort ist bereits ein weiterer Einspruch anhängig.

Bei der zweistündigen Anhörung vor der Entscheidung des Bundesrichters erklärte der Anwalt der Eltern, David Gibbs, die Sterbehilfe widerspreche den Glaubensgrundsätzen der katholischen Patientin.

Schiavos Ehemann machte über seinen Anwalt George Felos geltend, dass der Rechtsweg längst ausgeschöpft sei. Eine Wiedereinsetzung der Magensonde würde die Rechte seiner Frau verletzen.

"Ja, das Leben ist heilig", sagte Felos. "Aber ebenso verhält es sich mit der Freiheit, insbesondere in diesem Land."

Tot innerhalb von zwei Wochen

Terri Schiavo liegt seit einem Herzstillstand 1990 in einem Wachkoma. Nach Einschätzung der Ärzte wird die 41-Jährige ohne künstliche Ernährung innerhalb von ein bis zwei Wochen sterben.

"Es gibt kein Happy End", sagte ihr Mann Michael am Montagabend im Fernsehsender CNN. Aber es entspreche dem Wunsch seiner Frau, nicht weiter am Leben erhalten zu werden. "Sie wird in Frieden ruhen. Sie wird bei Gott sein", sagte Schiavo.

Der Ehemann hatte die Entfernung der Magensonde in einem sieben Jahre währenden Rechtsstreit erzwungen.

Daraufhin verabschiedete der Kongress am Sonntag im Eiltempo ein Gesetz, das den Eltern die Klage vor einem bislang nicht zuständigen Bundesgericht ermöglichte.

US-Präsident George W. Bush war eigens von seiner Ranch in Texas nach Washington zurückgereist, um das Gesetz umgehend zu unterzeichnen. Tags darauf riefen die Eltern das Bundesgericht in Tampa im US-Staat Florida an.

Terri Schiavos Magensonde wurde bereits zwei Mal zuvor entfernt und wiedereingesetzt.

Der Gouverneur von Florida und Bruder des Präsidenten, Jeb Bush, äußerte sich nach Angaben einer Sprecherin "äußerst enttäuscht" über die Entscheidung des Bundesrichters. Terri Schiavos Bruder Bobby Schindler sagte, seine Familie sei am Boden zerstört.

Mehrheit der Amerikaner für Ende der Ernährung

Einer Umfrage zufolge sind annähernd 60 Prozent der Amerikaner der Meinung, dass Terri Schiavo nicht wieder künstlich ernährt werden soll. Sie bezeichneten die Entfernung der Magensonde als die richtige Entscheidung, wie aus der am Montag veröffentlichten Erhebung des Gallup-Instituts im Auftrag von CNN und "USA Today" hervorgeht.

In einer Umfrage des Fernsehsenders ABC kritisierten zwei Drittel die Intervention des Kongresses. Sie äußerten die Vermutung, dass führende Politiker Kapital aus dem Fall schlagen und sich die Unterstützung konservativer Wähler sichern wollten.

© Vickie Chachere - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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