Vermisste Tramperin:Familie kritisiert Hetzkommentare

Der Bruder der vermissten 28-Jährigen wendet sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit.

Von dpa/SZ, Leipzig/Bamberg

Familie und Freunde der vermissten Tramperin Sophia L. wehren sich gegen rechte Hasskommentare. "Wir möchten darauf hinweisen, dass die Nationalität eines möglichen Täters nichts mit seinen Taten zu tun hat", schrieb der Bruder der 28-Jährigen am Donnerstag in einem Brief an die Medien. Darin bat er auch um Sensibilität. Seine Schwester sei in der Unterstützung von Flüchtlingen aktiv und engagiere sich gegen Rechts. "Sophia würde unter keinen Umständen wollen, dass auf ihre Kosten rassistische Hetze betrieben wird, wie es teils schon geschehen ist." Die Studentin Sophia L. verschwand vergangene Woche beim Trampen von Leipzig nach Nürnberg, sie wollte offenbar in ihre Heimatstadt Amberg reisen. Sie war zuletzt am vergangenen Donnerstagabend gesehen worden, als sie an einer Tankstelle bei Leipzig in einen Lastwagen gestiegen sein soll. Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus, am Dienstag hatten sie mitgeteilt, dass ein dringend tatverdächtiger Mann in Spanien verhaftet worden sei. Medienberichten zufolge stammt der Tatverdächtige aus Marokko. Polizei und Staatsanwaltschaft machen dazu keine Angaben. Es werden weiterhin Zeugen gesucht, die die Studentin nach dem Einsteigen in den Lastwagen gesehen haben. Einige Angehörige und Freunde hätten Hasskommentare bis hin zu Morddrohungen erhalten, schrieb ihr Bruder am Donnerstag. Es sei unerträglich, wie das Verschwinden seiner Schwester von Rassisten instrumentalisiert werde, bevor überhaupt Klarheit herrsche, was passiert sei.

© SZ vom 22.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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