Verbrechen von Eislingen:Zwischen den Morden in die Kneipe

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Neue Details zur Bluttat von Eislingen: Die beiden Tatverdächtigen sollen zunächst die Töchter ermordet haben - und dann zu ihren späteren Opfern in die Kneipe gegangen sein.

Das Verbrechen im baden-württembergischen Eislingen scheint aufgeklärt - zumindest teilweise: Der 19-jährige Freund des Sohnes habe ein Geständnis abgelegt, teilte die Polizei in Ulm mit. Demnach beging er die Tat zusammen mit dem 18-jährigen Sohn. Dieser schweigt allerdings weiter.

Bestatter tragen einen Sarg aus dem Haus in Eislingen, wo der Vierfachmord geschah: Der Freund des Sohnes hat nun ein Geständnis abgelegt. (Foto: Foto: AP)

Die Emittlungen zum konkreten Tatablauf und Motiv dauern noch an. Die Hintergründe der Tat sind noch immer unbekannt.

Die beiden jungen Männer waren schon kurz nach der Tat verdächtigt worden, den 57-jährigen Heilpraktiker, seine zwei Jahre jüngere Frau und die beiden Töchter im Alter von 22 und 24 Jahren am 10. April erschossen zu haben. Der Sohn hatte am Karfeitag die Polizei alarmiert. Nach Angaben der Polizei waren Andreas und sein Freund Frederik beim Eintreffen der Polizei kurz nach Melden der Tat "in sehr aufgelöstem Zustand".

Bei beiden jungen Männern entdeckten die Beamten Schmauchspuren. Der 19-Jährige wurde am Mittwoch und Donnerstag vernommen und erklärte zunächst schriftlich, dass Waffen auf dem Dachboden versteckt seien. Am Donnerstag räumte er dann die Tat ein: "Wir waren das zusammen", sagte er demnach.

Der Leiter der Sonderkommission "Familie", Armin Reutter, teilt die Tat in zwei Abschnitte ein: In eine erste Phase am Gründonnerstag bis Mitternacht, in der die Töchter erschossen wurden, und eine zweite Phase am frühen Karfreitag, in der die Eltern getötet wurden. Gegen 21 Uhr verließen nach seiner Schilderung die Eltern die Wohnung in Eislingen, um in eine Gaststätte zu gehen. Die Töchter seien zu Hause geblieben.

Nach dem ersten Doppelmord hätten demnach der Sohn und dessen Freund die Wohnung verlassen, um ebenfalls in die Gaststätte zu gehen. Dort seien sie laut Reutter um 23 Uhr angekommen. Zwischen 23 Uhr und 23.30 Uhr seien die beiden Schüler zusammen mit den Eltern in der Kneipe gesessen. Der Heilpraktiker und seine Frau hätten sich noch mit ihren späteren mutmaßlichen Mördern unterhalten. Es habe keine Auffälligkeiten gegeben, heißt es später.

Zu diesem Zeitpunkt ahnten die Eltern nicht, dass ihre Töchter vermutlich schon tot sind. Als man die jungen Frauen später fand, lagen sie im Bett, der Fernseher lief noch. Bei Annemarie stellte die Polizei zehn und bei Christine neun Einschüsse aus Kleinkaliberpistolen fest.

Als die Eltern die Kneipe schließlich gegen 0.30 Uhr verließen, sollen die Tatverdächtigen zu Hause auf sie gewartet haben. "Die Eltern wurden direkt im Eingangsbereich angegangen", berichtet Reutter weiter. Sie wurden brutal niedergestreckt, wobei aber keiner der Nachbarn etwas hörte. "Die Tat fand im Stillen statt", sagt Reutter.

Wahrscheinlich setzten die Mörder Schalldämpfer ein. Insgesamt wurden in der Wohnung 31 Hülsen aus zwei Kleinkaliberpistolen gefunden.

Waffen aus dem Schützenverein

Die Waffen stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem Einbruch in den örtlichen Schützenverein aus dem vergangenen Jahr. Der Sohn war bis zuletzt dort Mitglied, sein Kumpel, mit dem er zusammen das Gymnasium besuchte, war früher ebenfalls Mitglied, war aber inzwischen ausgetreten.

Der 19-Jährige habe bei seiner Vernehmung einen "betroffenen Eindruck" gemacht, sagte Reutter. Offenbar war er gut in die Familie integriert. Wie die Südwest Presse berichtete, war er sogar gemeinsam mit der Familie auf Mallorca im Urlaub.

Beide mutmaßlichen Mörder gelten als Heranwachsende, bis 21 Jahren kann Jugendstrafrecht angewandt werden. Als Höchstrafe könnten dann maximal zehn Jahre Gefängnis verhängt werden. Nach Erwachsenenstrafrecht wäre lebenslänglich möglich. Oberstaatsanwalt Lehr wollte sich bei dem Thema noch nicht festlegen. Dazu werde sicherlich ein Gutachter vor Gericht gehört werden müssen, sagte er.

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