USA: Blutbad in Alabama:Die Todesfahrt des Amokläufers

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"Er schoss auf alles, was er zu Gesicht bekam": Ein 27 Jahre alter Mann hat in Alabama mindestens neun Menschen erschossen - danach richtete er sich selbst. Erst trafen die Kugeln seines Amoklaufs Familienmitglieder, dann schoss er auf einer Autofahrt wild um sich.

Der Amoklauf eines Mannes im US-Bundesstaat Alabama hat mindestens zehn Menschen das Leben gekostet. Der Mann richtete an insgesamt zwei Ortschaften ein Blutbad an. Dabei tötete er unter anderem die Ehefrau und das Kind eines lokalen Sheriffs. Unter den Toten sind auch mehrere Verwandte, darunter die Mutter und die Großeltern des Täters. Anschließend habe der Mann sich selbst erschossen, teilten die Behörden des Bundesstaats mit.

"Er schoss auf alles, was er zu Gesicht bekam" - der Amokläufer richtete im Süden Alabamas ein Blutbad an. (Foto: Foto: Reuters)

Die genaue Zahl der Opfer war über sechs Stunden nach der Tat am Dienstagabend (Ortszeit) noch unklar. "Er schoss auf alles, was er zu Gesicht bekam", sagte ein Polizist. Die Polizei sprach von insgesamt vier Schießereien an vier verschiedenen Tatorten - alle davon das Werk eines Todesschützen.

Bei dem Amokläufer handele es sich um den 27-jährigen Michael McLendon. Die Polizei rätselt über das Motiv der Tat: War es eine Familientragödie? Oder hat der Jobverlust den Amoklauf von Michael McLendon ausgelöst?

Die Stationen des Amoklaufs

Das Blutbad ereignete sich in Geneva County im Südosten Alabamas nahe der Grenze zu Florida. Nach den bislang vorliegenden Erkenntnissen der Polizei steckte McLendon zunächst das Haus seiner Mutter in der Nähe der Ortschaft Kingston in Brand.

Die Polizei entdeckte später die Leiche der Frau in dem Haus, konnte aber nicht sagen, ob sie erschossen wurde, da sie noch nicht geborgen wurde.

Dann fuhr der Todesschütze nach Behördenangaben nach Osten weiter in das nahegelegene Samson. Dort tötete er die Großeltern, die ihn als Junge aufgezogen hatten, sowie eine Tante und einen Onkel.

Doch es traf offenbar auch völlig Fremde: Unter anderem wurde die Frau eines Hilfssheriffs, die in dem Haus gegenüber wohnte, erschossen - gemeinsam mit ihrem Kind. Ein weiteres Kind wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

"Wir wissen nicht, was die Tat ausgelöst hat", erklärte der Rechtsmediziner Robert Preacher. Eine Senatorin des Staates, Harri Anne Smith, sagte fassungslos: "Er fuhr die Straße entlang und schoss auf Menschen, die auf ihren Veranden saßen. Eine Familie saß einfach auf ihrer Veranda und sie wurde erschossen."

Wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei

Dann flüchtete er Richtung Highway 52. Dabei gab er mehrere Schüsse auf einen Polizeiwagen ab, rammte den Streifenwagen mehrmals. Ein Polizist wurde bei der Verfolgungsjagd von Glassplittern verletzt.

Kurz darauf gab es die nächsten Toten: Ein Mann und eine Frau vor zwei Geschäften in der Nähe des Highways wurden Opfer des Amokläufers. Die Fahrt ging fast 20 Kilometer weiter nach Geneva - dann rammte ein Polizeiwagen das Fluchtfahrzeug. Die Ereignisse überschlugen sich.

Auf dem Gelände einer Metallfabrik schoss der Täter noch einmal wild um sich. Eine der Kugeln traf den Angaben zufolge auch den Polizeichef von Geneva, den seine kugelsichere Weste rettete. Dann habe sich der Mann in ein Gebäude geflüchtet und dort erschossen, teilte die Polizei mit.

Das Gebäude gehört der Fabrik "Reliable Metal Products". McLendon hatte hier vor kurzem seinen Arbeitsplatz verloren.

Die Ortschaften Geneva und Samson liegen im Südosten Alabamas nahe der Grenze zu Florida. Geneva zählt rund 4.400 Einwohner und Samson 2.000.

Die Polizei erklärte, es handele sich um sehr schwierige Ermittlungen mit mehreren Tatorten. Der Mann habe eine halbautomatische Waffe gehabt. Er habe allein gehandelt.

Schlimme Erinnerungen werden wach

In den USA kommt es immer wieder zu spektakulären Amokläufen. Erst vergangene Woche hatte ein Mann in Cleveland im Bundesstaat Ohio in einem Familiendrama fünf Menschen und anschließend sich selbst erschossen.

Erinnerungen wurden wach an ein anderes schreckliches Drama in Alabama, das sich vor sieben Jahre ereignet hatte: Ein junger Mann schoss damals sechs Angehörige der Familie seiner 16-jährigen Freundin auf einer Farm in Luverne nieder. Der Täter wurde drei Jahre später zum Tode verurteilt.

Eine der schlimmsten Bluttaten dieser Art ereignete sich im April 2007 auf einem Universitätscampus in Blacksburg im Bundesstaat Virginia, als ein Student 32 Menschen und sich selbst tötete.

Experten bekräftigen immer wieder, einer der Ursachen seien die Waffengesetze in den USA, die in den meisten Bundesstaaten das Waffentragen erlauben. Auch gebe es in den USA beim Waffenkauf so gut wie keine Hindernisse.

© dpa/AP/Reuters/AFP/vw/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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