Unsere Lieblinge im April:Aufbrausend und abstürzend

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Ein Model unter "Terrorverdacht", ein fliegendes Baby und ein brutaler Bär - jeder Monat hat seine besonderen Protagonisten. sueddeutsche.de wählt ihre Lieblinge.

Mirja Kuckuk

Flocke versus Knut

Wer ist der Schönste im Zoo? (Foto: Foto: Getty Images)

Knut ist nun endgültig unten durch. Sowohl beim Medien- als auch beim Zoopublikum. Nicht nur, dass er sein einst jungfräulich-weißes Schmusebärenfell gegen ein wenig fotogenes Zottelkleid eingetauscht hat. Nein, er killte Karpfen. Einfach so! Knut zeigte im April sein wahres Gesicht: Das eines Eisbären, hungrig und ohne Gnade für Fisch. Er langte zu, ohne Rücksicht auf die Psyche neugieriger Zuschauer.

Deshalb: Kameraschwenk auf Flocke. Am 8. April durfte sich die Presse erstmals auf das weiße Knäuel im Nürnberger Zoo stürzen. 430 Medienvertreter waren geladen. Zudem wies der Tiergarten 50 Fans per Los das Besuchsrecht zu. Der Deutsche Tierschutzbund hatte also vergeblich davor gewarnt, Tierbabys als Publikumsmagneten zu missbrauchen.

Doch Flocke wird das überstehen, so wie Knut. Das "Schlimmste", was dem Eisbären-Nachwuchs droht, ist - in nicht allzu ferner Zukunft - die kalte Schulter der Zoobesucher. Aber Eisbären haben es bekanntlich gerne etwas kühler.

Naomi Campbell

Wer schreit, fliegt raus. (Foto: Foto: Reuters)

Damit wurden bislang nur Terroristen belegt: Mitflugverbot. Doch künftig wird auch Naomi Campbell aus der Check-in-Schlange gefischt. Zumindest bei British Airways. An Bord der Fluglinie ist das Supermodel nicht mehr erwünscht, seitdem es sich die Schöne ohne Manieren mit dem Flugpersonal gehörig verscherzt hat.

Auf einem Flug nach Los Angeles ist die 37-Jährige, die wegen diverser Ausraster inklusive tätlicher Übergriffe schon einige Male Sozialarbeit leisten musste, mehr als ausfällig geworden. Als sie erfuhr, dass ihr Koffer nicht mit im Flugzeug sei, beschimpfte sie die Crew und schrie. Einem herbeieilenden Polizisten spuckte sie ins Gesicht und traktierte ihn mit Fäusten.

Das Ende vom Lied: Naomi fuhr "Taxi" mit Handschellen und muss künftig am Boden bleiben.

Bob Dylan

Jüngst lief die filmische Hommage an ihn in unseren Kinos. Stars wie Richard Gere, Heath Ledger und Cate Blanchett brauchte es, um seine vielen Seiten zu mimen. Da wird Bob Dylan bereits die nächste Ehre zuteil: Der Pulitzer-Preis ging bei seiner 92. Verleihung erstmalig an einen Musiker aus dem Pop-Bereich.

Der Preis für Autoren, Schriftsteller und Journalisten wurde bis dato erst vier Mal an Musiker verliehen. Und die mussten lange darauf warten: George Gershwin erhielt diese Würdigung 1998, ein Jahr später durfte sich Duke Ellington geehrt fühlen. 2006 verlieh die Jury den Preis posthum an den Jazzmusiker Thelonius Monk, und auch Jazz-Saxophonist John Coltrane konnte die Ehrung 2007 nicht mehr persönlich entgegennehmen.

Nun erhält also Bob Dylan den Sonderpreis für sein Lebenswerk. Zum Glück erlebt er das noch.

Andreas Niedrig

Andreas Niedrig war einmal ganz unten, als Junkie auf dem Bahnhofsklo. Dieser Tage kam ein Film über ihn ins Kino, der seinen Weg nach oben zeigt. Der Heroin-Abhängige lief sich seine Sucht vom Leib und ist heute gestandener Ironman. Er hat allen Grund, stolz zu sein auf seine Leistung.

Doch er bleibt bescheiden, wehrt sich gegen jegliche Heroisierung. Das Buch, das seine Lebensgeschichte erzählt, hat nicht er selbst geschrieben, sondern ein Kollege seines Vaters, ein Drogenfahnder. Niedrig gefiel es nicht, über sein Leben zu lesen. Und auch der Film legt für ihn an einigen Stellen zu sehr den Weichzeichner an.

Die wirkliche Leistung, so Niedrig, habe seine Frau erbracht: Sie blieb bei ihm. Mittlerweile weiß er den ungeliebten Medienrummel und seine plötzliche Popularität besser zu nutzen: Er will eine Stiftung gründen und junge Menschen motivieren, etwas aus ihrem Leben zu machen. Weiter so!

Lisa Harrell

Zur rechten Zeit am rechten Ort - das kann nicht jeder von sich sagen. Lisa Harrell schon. Die Postbotin aus Albany, der Hauptstadt des US-Staates New York, teilte gerade Briefe aus, als sie im Fenster eines mehrstöckigen Hauses ein Baby bemerkte.

Und ehe sie sich versah, hatte sie ein junges Menschenleben gerettet: Denn das Nächste, woran sich die Frau erinnern konnte, war das Mädchen in ihren Armen. Das einjährige Kind war von der Mutter unbemerkt aus dem Bett zum Fenster geklettert - und fiel zwei Stockwerke tief in die Arme ihres Schutzengels. Unverletzt.

Eine Meldung, wie es sie viel zu selten gibt. Und weshalb wir Lisa Harrell zu einem unserer Lieblinge des Monats küren.

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