Überlebenskampf am Nanga Parbat:Kein Kontakt mit Bergsteigern

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Am Sonntag haben sich die im Himalaya in Not geratenen Alpinisten über ein Satellitentelefon gemeldet - nun warten die Retter gespannt auf weitere Lebenszeichen. Hubschrauber können derzeit nicht starten.

Das Drama am Nanga Parbat dauert an. Nachdem für Montag der Abstieg der beiden in Not geratenen Südtiroler Bergsteiger angekündigt wurde, konnten die Retter bislang noch keinen Kontakt zu Simon Kehrer und Walter Nones herstellen.

Nanga Parbat (Foto: Foto: dpa)

"Wir haben am Sonntag mit beiden gesprochen, und sie wollten an diesem Morgen mit dem Abstieg beginnen", sagte der Sprecher der italienischen Botschaft in Islamabad, Sergio Oddo, am Montag. Allerdings wisse das Rettungsteam nicht, wo sich die Bergsteiger derzeit befinden. "Auch heute ist das Wetter sehr schlecht, so dass die Hubschrauber nicht aufsteigen können", sagte Oddo weiter. "Wir warten auf ein Zeichen." Laut repubblica.it wollten die Alpinisten gegen sechs Uhr früh mit dem Abstieg beginnen.

Nach Tagen der Ungewissheit hatten die beiden Bergsteiger am Sonntag mit Hilfe eines abgeworfenen Satellitentelefons erstmals Kontakt zu den Rettern herstellen können. Dabei kündigten sie an, über die lange, aber relativ sichere "Buhl-Route" selbst mit dem Abstieg in ein auf 6500 Meter Höhe gelegenes Basislager zu beginnen.

Der Weg, den der Österreicher Hermann Buhl bei der Erstbesteigung am 3. Juli 1953 nutzte ist flacher, aber länger als andere Strecken zur 8125 Meter hohen Spitze des "nackten Berges".

"Wir sind am oberen Punkt des Buhl-Route und beginnen morgen früh den Abstieg", erklärten die Bergsteiger italienischen Medien. "Es geht uns gut, und wir haben die Skier dabei", teilten sie noch mit.

Das Telefonat wertete der italienische Rettungskoordinator Agostino Da Polenza als beste Nachricht der vergangenen Tage. "Schon die ersten Telefonkontakte haben uns bestätigt, dass sie Skier, Lebensmittel, Wasser und Gas haben", sagte er zur Lage der beiden Südtiroler am Nanga Parbat. Ziel der beiden Bergsteiger sei es jetzt, das Basislager auf einer Höhe von 6500 Metern zu erreichen. Dort könnte auch die Landung eines Hubschraubers möglich sei.

"Die beiden werden die Nacht in einem Biwak verbringen und an diesem Montag versuchen, über eine relativ sichere Route abzusteigen", sagte der Sprecher des pakistanischen Tour-Anbieters Hushe Treks and Tours, Rashid Ahmad. Wenn der Abstieg nach Plan verlaufe, sollten die Bergsteiger gegen Abend (Ortszeit) dort eintreffen.

Tief hängende Wolken und starker Regen hatten bereits am Sonntag Vormittag eine Fortsetzung der Rettungsoperation für die beiden Südtiroler Bergsteiger zunächst verhindert. Bereits am Freitag war der erste Bergungsversuch mit Hubschraubern wegen schlechten Wetters abgebrochen worden.

Die Männer waren bei der Besteigung des Nanga Parbat von schlechtem Wetter überrascht worden. Regen hatte Geröll auf ihren Pfad geschwemmt und so den Rückweg zum Basis-Lager blockiert.

Für den dritten Bergsteiger der Gruppe - den Südtiroler Karl Unterkircher, der am Dienstag in eine Felsspalte gestürzt war - bestehe keine Hoffnung mehr, hatte Ahmad am Freitag gesagt. Der 37-jährige Unterkircher, der in Wolkenstein Gröden in den Dolomiten lebte, hinterlässt seine Frau und drei Kinder.

Unter der Leitung von Unterkircher hatte sich die Gruppe auf den Weg gemacht, den Gipfel über die noch nicht bestiegene Rakhiot-Eiswand zu erklimmen. Wegen gescheiterter deutscher Expeditionen mit mehreren Opfern in den 30er Jahren wird der Nanga Parbat "Schicksalsberg der Deutschen" genannt. Auch der Bruder des Extrembergsteigers Reinhold Messner, Günther Messner, starb 1970 am Nanga Parbat.

© sueddeutsche.de/dpa/bica/hai/aho/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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