TV: Paris Hilton bei Larry King:Ein seltsam braves Mädchen

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Egal, ob Drogen, Alkohol oder rücksichtsloses Autofahren - Paris Hilton fühlt sich nicht schuldig. Trotzdem will sie von nun an ein besserer Mensch sein.

Barbara Vorsamer

"Ich habe noch nie Drogen genommen". Diesen wichtigen Satz sagt Paris Hilton mehrmals. "Ich trinke nicht." Das sagt sie einmal. Und sie gibt noch ihre persönliche Bilanz zum Besten : "Ich bin ein gutes Mädchen."

Paris Hilton: Dieser Silberblick sagt - "ich schäme mich." (Foto: Foto: AFP)

Die schönste Hotelerbin der ganzen Welt war bei der Talk-Legende Larry King im Nachrichtenkanal CNN. Die Wiederholung der Statements macht das anerkannte Partyluder nicht glaubwürdiger.

Paris Hilton, 26, hat alles gegeben, um bei Altmeister King, 73, in die Rolle der verfolgten Unschuld zu passen. Die honigblonden Haare hängen brav und glatt neben dem Gesicht herunter, das cremefarbene Kleidchen mit Spitzenärmel soll ihr wohl eine engelhafte Anmutung geben. Etwas kurz geraten ist es trotzdem.

Auch ihre Mimik drückt aus: Ich bin nervös. Ich schäme mich. Und ich bin traurig.

Doch dass ein Medienprofi wie Paris Hilton im Fernsehstudio aufgeregt ist, ist nur schwer zu glauben - egal, wie kuhäugig die Millionärin in die Kamera schielt. Auch Larry King hat seine Zweifel.

"Sie fühlt sich missverstanden und falsch interpretiert", sagt die amerikanische Moderatorenikone nach dem Interview auf CNN. "Doch was sie sagt, ist widersprüchlich in sich: Wenn sie so gut ist und niemals etwas Falsches getan hat - warum beteuert sie nun, dass sie sich bessern wird?"

Gut, besser, Paris Hilton

Das hat der Profi gut erkannt. Die reuige Sünderin ist neben der verfolgten Unschuld jedenfalls die zweite Rolle, die Paris Hilton nach ihrem kurzen Knastaufenthalt angenommen hat. Und dass sich die beiden Konzepte widersprechen, ist wohl weder ihr noch ihren PR-Beratern aufgefallen.

"Ich werde mich von nun an immer an die Gesetze halten", verkündet das Partygirl dramatisch. Tja, Paris, das sollte eigentlich nichts Verkündenswertes sein - das muss nämlich jeder.

Die Schuld der anderen

Doch ihre Vergehen waren sämtlich das Versehen oder die Schuld anderer, erzählt Paris Hilton der Welt via CNN: "Ich wusste nicht, dass mein Führerschein ungültig ist - mein Anwalt sagte mir, er wäre okay", heißt es. Und die 0,8 Promille - das sei doch nur ein Drink gewesen, ein Drink! Sie wisse, dass man nicht betrunken Auto fahren dürfe und sie würde es nie mehr wieder tun, verspricht die Delinquentin.

Also war Paris Hilton entweder etwas naiv oder unselbstständig, wenn man dieser Darstellung glauben darf. Ein neuer Widerspruch - denn daneben gibt sich Paris Hilton als taffe und eigenständige Geschäftsfrau: "Ich habe mir selbst einen Namen gemacht, ohne die Hilfe meiner Familie, ich habe meine eigenen Geschäfte, arbeite hart und verdiene mein eigenes Geld", so die Hilton-Erbin. Als Model war sie auch recht erfolgreich - allerdings erst, nachdem Reporter einen Beweis dafür, dass sie keine Unterwäsche trägt, auf Zelloloid gebannt haben.

Der Gefängnisaufenthalt war eine harte Zeit für das geschäftstüchige Mädchen. Da war zum einen das Essen: "Es war ekelhaft", so Hilton. Doch noch schlimmer: "Ich leide unter Klaustrophobie." Diese Krankheit sei der Grund gewesen, weshalb sie zunächst vorzeitig entlassen wurde. Außerdem enthüllte sie, an ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) erkrankt zu sein - eine Modekrankheit, an der in den USA viele Menschen zu leiden glauben.

Im Gefängnis habe sie zu sich selbst und zu Gott gefunden, erklärt Paris Hilton dem geduldig zuhörenden Beichtvater Larry King. Die Auszeit vom Scheinwerferlicht habe ihr gut getan und sie habe viel in der Bibel gelesen, erzählt sie weiter.

Keine Lieblingsstelle in der Bibel

Daraufhin fragt Larry King nach ihrer Lieblingsbibelstelle - eine Frage, die in Europa vielleicht komisch anmutet, die in Amerika aber gang und gäbe ist. Eigentlich hat jeder Promi hier eine Antwort parat. Hilton aber weicht aus. Eine Lieblingsstelle habe sie nicht. Vielleicht wäre dieses Zitat aus dem Alte Testament geeignet: "Wollte Gott, ihr schweiget, so wäret ihr weise."

Larry King bezweifelt nach der Sendung, ob sich Paris wirklich so extensiv mit dem Buch der Bücher beschäftigt hat - möglicherweise hat sie sich mehr darüber Gedanken gemacht, wie sich die 22 Tage im Knast am besten vermarkten lassen.

Ihren Promistatus kann sich Paris Hilton nicht erklären: "Ich lebe einfach nur mein Leben." Sie wundert sich darüber, dass sie ständig von Paparazzi und Fans verfolgt wird. Dass sie sechsstellige Gagen für ihr Erscheinen auf Veranstaltungen nimmt und dass sie im Gegenzug garantiert, dass sie die Presse mitbringt, sagt sie nicht.

Doch das soll eh Vergangenheit sein: Sie habe keine Lust mehr auf Partys, sagte sie Larry King: "Ich habe erkannt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt."

Man ist gespannt, um was es sich dabei handeln wird - denn auch das verriet Paris Hilton in ihrem Exklusiv-Interview nicht. Vielleicht im nächsten?

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