Tödliche Schießerei:Zwei Tote in Konstanzer Diskothek

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In einer Diskothek schießt ein 34-jähriger Mann um sich. Er trifft mehrere Menschen - es gibt zwei Tote, darunter ist auch der Angreifer.

Von Josef Kelnberger, Konstanz/Stuttgart

"Birthday Special" lautet am Samstagabend das Motto in der Konstanzer Disco "Grey". Geburtstagskinder aus dem Monat Juli, die mit mindestens fünf Begleitern kommen, erhalten bis Mitternacht eine Flasche Wodka und zwei Flaschen Sekt gratis. 2500 Gäste fasst die Disco im Konstanzer Gewerbegebiet, laut Augenzeugen ist der Laden noch gut gefüllt, als gegen halb fünf am Sonntagmorgen im Eingangsbereich die Hölle losbricht. Ein Mann feuert mit einem Sturmgewehr um sich. Zurück bleiben ein Toter und zwei Schwerverletzte. In der Disco bricht Panik aus. Besucher rennen ins Freie oder verschanzen sich in den Toiletten, sofort wird die Polizei alarmiert. Der Täter wird auf dem Parkplatz von den anrückenden Beamten gestellt. Beim folgenden Schusswechsel trifft der Mann einen von ihnen am Kopf; da der Polizist die komplette Amok-Schutzkleidung samt Helm trägt, erleidet er keine lebensgefährlichen Verletzungen. Der Täter wird von einer Polizeikugel schwer verwundet, er stirbt kurze Zeit später im Krankenhaus.

Der Angreifer besuchte häufig das "Grey", auch an diesem Abend war er einer der Gäste

Als die Nachricht von der Bluttat am Bodensee am Sonntagmorgen die Runde machte, schien Terror die naheliegende Vermutung zu sein. Ein 34-jähriger Iraker wurde als Schütze identifiziert, zunächst war sogar von einem zweiten Täter die Rede. Aus Stuttgart machte sich sofort der Staatssekretär Martin Jäger als Vertreter des baden-württembergischen Innenministeriums auf den Weg nach Konstanz. Doch nach einigen Stunden war der Terrorverdacht zerstreut. Bei dem Täter handelt es sich um den Schwager des Disco-Betreibers, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Konstanz bei einer Pressekonferenz am frühen Sonntagabend erklärten. Der Iraker kurdischer Herkunft war laut Polizei kein Asylbewerber, er lebte seit 15 Jahren im Landkreis Konstanz. Er war vorbestraft wegen Körperverletzung und Drogendelikten. Nach den Erkenntnissen der Ermittler hielt er sich häufig im "Grey" auf, auch am Samstagabend zählte er zunächst zu den Gästen des Nachtclubs. Offenbar gab es einen Streit, jedenfalls verließ er die Disco und kehrte mit einem Sturmgewehr M16 zurück, einer Kriegswaffe, wie sie die US-Armee verwendet. Er schoss dem Türsteher ins Gesicht und tötete ihn; zwei Disco-Gäste wurden verletzt. Was der Anlass des Streits war, konnten die Ermittler noch nicht erklären, genauso wenig, woher der Iraker die Tatwaffe hatte. Er habe ein ganzes Magazin abgefeuert, hieß es. Das deute angesichts der geringen Zahl der Opfer darauf hin, dass er nur auf den Türsteher gezielt schoss. Mehrere Besucher hatten zunächst davon berichtet, auch in der Disco sei geschossen worden. Dort konnte die Polizei jedoch weder Hülsen noch Spuren von Geschossen finden. Die Großraumdisco in der Max-Stromeyer-Straße hatte zumindest bis zur Wiedereröffnung als "Grey" im Mai 2017 einen zweifelhaften Ruf in Konstanz, häufig soll es zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Der Südkurier zitierte den Geschäftsführer mit den Worten: "Wir wissen um den schlechten Ruf." Sonntag früh wurde die Disco zum Schauplatz eines Albtraums. Viele Gäste standen nach der Schießerei unter Schock, sie wurden von Notfallseelsorgern betreut.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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